Selbsternanntes Friedenskomitee argumentiert antisemitisch
Wie die Mitteldeutsche Zeitung (MZ) berichtete, hat sich in der Lutherstadt vor einem Jahr ein so genanntes Friedenskomitee geründet. Der informelle Gesprächskreis ist illuster zusammengesetzt, gehören der Gruppe neben dem BSW (Bündnis Sahra Wagenknecht), der FDP und der SPD auch Vertreter:innen der orthodox-kommunistischen DKP (Deutsche Kommunistische Partei) und der in Sachsen-Anhalt als „gesichert rechtsextremen Bestrebung“ eingestuften AfD an – auch eine Pfarrerin im Ruhestand ist dabei. Laut MZ habe ein Teilnehmer beim letzten Treffen am 25. Juni 2025 davon gesprochen, dass „der moderne Zionismus ein zutiefst rassistisches System“ sei. Eine antizionistische Argumentationsfigur, die durchaus dem israelbezogenen Antisemitismus zugerechnet werden kann. Eine andere Teilnehmerin übt sich in der Relativierung der Shoa wenn sie davon spricht, dass das Leid das die Juden erfahren hätten nicht mit anderem Unrecht (den Opfern im Gaza-Krieg) wiedergutzumachen wäre. Wie so oft, wird hier nicht nur eine Täter-Opfer-Umkehr das Wort geredet, sondern der Auslöser der militärischen Aktionen in Gaza, der barbarische Terror der vernichtungsantisemitischen Hamas am 07. Oktober 2023, mit keinem Wort erwähnt. Außerdem habe der Wittenberger AfD-Stadtrat Helmut Poenicke in dem Treffen sinngemäß gesagt, dass die Palästinenser auch Menschen seien die nach dem Bilde Gottes erschaffen worden wären, aber da habe Gott warnend seine Finger gehoben und gesagt: `Ich kann auch anders.` Gerade diese Äußerungen sorgte im Nachgang für viel Wirbel im „Friedenskomitee“. Wie die Mitteldeutsche Zeitung nur wenige Tage später berichtete, habe das Komiteemitglied Wilhelm Rettler von der DKP der MZ in einer E-Mail geschrieben: „Herr Poenicke von der AfD hat Positionen verbreitet, die nach meiner Überzeugung faschistisch sind.“ Poenicke distanzierte sich gegenüber der Lokalzeitung von seinen eigenen Aussagen und will diese nun so verstanden wissen, dass seine Äußerungen am 25. Juni 2025 mit Verweis auf das Ebenbild Gottes sich ausschließlich auf „die Hamas-Mörder“ bezogen hätten. Zudem habe sich der FDP-Kreisvorsitzende Raik Buhle harsch von dem Komitee distanziert. Die dort getätigten Meinungen entsprächen nicht der generellen Parteimeinung und seien die private Meinung einzelner Mitglieder. Buhle regt gegenüber der MZ sogar an, dem Kreisvorstand eine Beschlussvorlage vorzulegen, die einerseits eine „Nicht-Kooperationslinie“ mit AfD, DKP und BSW festschreibe und andererseits regele, dass zwischen der Teilnahme an dem Komitee und offiziellen FDP-Positionen eine Unvereinbarkeit bestehe. Zuletzt hatte ein verschwörungsideologischer „Ostermarsch“ auf dem Wittenberger Marktplatz ebenfalls antisemitische Narrative reproduziert (mehr dazu hier…).
Quellen: eigener Bericht; Mitteldeutsche Zeitung vom 08. Juli 2025 und 16. Juli 2025


