Neonazistische Aufkleber im öffentlichen Raum
An der ehemaligen NP-Filiale in der Akener Bärstraße wird ein ganzes Konvolut neonazistischer Aufkleber entdeckt, das die ganze, menschenverachtende Bandbreite der extrem rechten Szene fast schon idealtypisch aufschlüsselt. Am gleichen Ort wurde übrigens im Mai 2024 die strafrechtlich relevante und antisemitische Parole „Juden töten“ identifiziert (mehr dazu hier…). Unter den Aufklebern fand sich die rassistische Parole „Raus mit die Viecher“, eine Quasi-Entmenschlichung für Menschen mit Migrationsbiographie, das Bezug auf die rechtsextreme Familie Ritter aus Köthen nimmt, die durch TV-Reportagen bekannt wurde. Das Motiv „Ku Klux Klan – White Power“ glorifiziert den rassistischen, antisemitischen und gewalttätigen Geheimbund in den USA . Der Aufkleber mit der rassistischen Aufschrift „White Lives Matter“ ist nicht nur als Diskreditierung und Verballhornung der US-amerikanischen Bewegung „Black Lives Matter“ zu verstehen, sondern erinnert in der verwendeten Bildsprache und Ikonographie an Vorbilder aus dem historischen Nationalsozialismus. Daran dockt auch das Motiv „I Love NS“ an, eine eindeutigere, positive Bezugnahme zu den NS-Verbrechen ist kaum möglich, das gilt auch für die Aufkleber „NS-Zone“ (mehr dazu hier…). Der ethnozentristische und rassistische Gehalt kommt in dem Spruch „Weiß ist bunt genug“ ebenso zum Ausdruck, wie in der Parole „Euer Bunt ist in Wahrheit Blutrot“, wobei bei letzterem noch die extrem rechte und bei Verschwörungsideologen aller Couleur beliebte Opfererzählung vom „Großen Austausch“ (Great Reset) (mehr dazu hier…) hinzukommt. Der Aufkleber „Sleipnir Germania“ macht Werbung für eine der erfolgreichsten, neonazistischen Rechtsrockbands (mehr dazu hier…) Der Aufkleber mit der rassistischen Parole „Wir müssen draußen bleiben“ lehnt sich bewusst an das ursprünglich einmal für Hunde gedachte Begehungsverbot (u. a. in Geschäften) an und zeigt die ganze Menschenverachtung der extrem rechten Szene. Verstärkt wird dies durch die bildsprachliche Untermalung mit einer Frau in einer stilisierten Burka und einer mutmaßlich dargestellten, bewaffneten und islamistischen Terroristin. Das Motiv ist u. a. auf der neonazistischen Plattform „defend europe“ zu beziehen. Dort gibt es zahlreiche, NS-relativierende oder gewaltverherrlichende Devotionalen und Kleidungsstücke. Komplettiert wird die braune Galerie des Grauens mit den Motiven „Ku Klux Klan – Weiße Macht“, der zynischen Botschaft „Syrien ist frei. Jetzt geht alle Heim“ und dem rassistischen Ausspruch „One Nation. One People. Stop Immigration!“, der Aussage „Ist im Kopf nur grüner Mist, wird man Klimaaktivist“, die implizit auch den menschengemachten Klimawandel leugnet und dem rassistischen Aufkleber „Thank You for not Mixing“ (mehr dazu hier…). Dem Aufkleber „Talahons abschieben“ ist in Sprache und Ikonographie sein rassistischer Gehalt schon anzusehen. Bemerkenswert ist indes die rechtsextreme Aneignung dieses Begriffs. „Talahons“ ging eigentlich aus einem Trend auf der Plattform „TikTok“ hervor und kam 2024 sogar in die Endauswahl zum „Jugendwort des Jahres“. Der TikTok-Trend bestand vor allem darin, dass sich männliche Jugendliche mit Migrationsbiographie, durchaus nicht immer erstgemeint, im Macho- und Gangsterpossen oder beim Schattenboxen und Liegestützten in westdeutschen Großstädten filmten. Einige Medien, ob berechtigt oder nicht, rezipierten diesen Trend dann schließlich als in Teilen frauenfeindlich und sexistisch. Dieses Narrativ, freilich ohne die notwendige Differenzierung, übernahmen schließlich Rechtsextremisten und versuchen seitdem nicht ohne Erfolg, den Trend und den Begriff für eine jugendliche Zielgruppe popkulturell-rassistisch aufzuladen.
Fotos: privat am 07. September 2025 in Aken (Elbe)
Quelle: eigener Bericht









