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Ehemaliger HDJ-Führungskader zum Ortsbürgermeister in Roßlau gewählt

Die Normalisierung der extremen Rechten in Dessau-Roßlau ist abgeschlossen.

Wie die Mitteldeutsche Zeitung heute berichtete wurde Laurens Nothdurft, der eine Vergangenheit in der Führungsriege der 2009 verbotenen Heimattreuen Deutschen Jugend hat zum Ortsbürgermeister in Roßlau gewählt, dies zudem mit einer klaren Mehrheit von sechs Stimmen gegenüber drei Stimmen für Herausforderer Klemens Koschig (Neues Forum). Damit sind in unserem Zuständigkeitsbereich nun zwei Ortsbürgermeister mit Verbindungen zum neonazistischen Milieu zu verzeichen – im Ortsteil Gohrau der Stadt Oranienbaum-Wörlitz wurde Benjamin Focke für die Partei „Die Heimat“ (ehemals NPD) zum Ortsvorsteher gewählt.

Foto: MKS-Recherche bei der Konstituierenden Sitzung des Stadtrates am 03.07.2024 in Dessau. Vorne rechts Laurens Nothdurft, links daneben René Diedering, hinten links Joachim Nothdurft

Daran lässt sich eine Normalisierung ablesen, die unterstreicht wie sehr sich die extreme Rechte normalisiert hat. Sicherlich wirkt Nothdurft mit seiner biederen Art nicht wie sich viele einen Neonazi vorstellen, doch seine langjährige Vergangenheit in der extremen Rechten, die eng mit seinem familiären Hintergrund verbunden ist. Sein Vater Joachim, der ebenfalls für die AfD in den Stadtrat in Dessau-Roßlau gewählt wurde, war Landesvorsitzender der rechten Kleinstpartei „DSU“ und in dieser Funktion auch zu Gast bei der NPD-Fraktion in Sachsen. 2002 besuchten Vater und Sohn auch gemeinsam eine NPD-Demonstration. All diese Fakten sind hinlänglich bekannt und kosteten Laurens Nothdurft 2019 noch seine Stelle in der bayrischen Landtagsfraktion der AfD. Heute scheint dies nicht einmal mehr zu verhindern, das ein Kandidat mit einer solchen Vergangenheit in eine herausragende Position gewählt wird.

Foto: Presseservice Rathenow am 20.01.2019 in Roßlau; links neben Diedering Dieter Riefling

Die Normalisierung lässt sich weiterhin auch daran ablesen, dass mit René Diedering ein Stadtrat Fraktionsvorsitzender der AfD in Dessau-Roßlau wurde, der noch 2019 einen Redebeitrag neben dem langjährigen Führungskader der extremen Rechten Dieter Riefling hielt und 2017 noch umrandet von Schwarz-Weiß-Roten Fahnen ein Transparent hielt, das Freiheit für den verurteilten Holocaustleugner Horst Mahler forderte. Diedering wurde am Mittwoch auch zum stellvertretenden Ortsbürgermeister des Ortsteils Kochstedt gewählt.

Jedwede Behauptung der AfD, sich von der Rechten distanzieren zu wollen wird mit diesen Personalien lügen gestraft. Der Ortsverband der AfD in Dessau-Roßlau muss deshalb als neonazistisch infiltriert bezeichnet werden.