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AfD-Politiker bei Neonazidemo in Dresden

Der sogenannte „Trauermarsch“ in Dresden gehörte über Jahre hinweg zu den wichtigsten Terminen der deutschen Neonaziszene. Auch 2025 nahmen dort mehr als 2 000 Personen Teil, unter ihnen auch der stellvertretende Vorsitzende der AfD-Fraktion in Dessau-Roßlau, René Diedering.

Es ist beileibe nicht das erste Mal, dass die Teilnahme Diederings auf einer Neonazi-Demonstration dokumentiert wird. So nahm er 2017 an einer Kundgebung in Dessau teil, in der die Freilassung des verurteilten Holocaustleugners Horst Mahler gefordert wurde. Bilder zeigen Diedering, wie er dort umringt von Schwarz-Weiß-Roten Reichsfahnen ein Transparent hält. Auch 2018 wurde Diederings Teilnahme an einem neonazistischen Trauermarsch in Dessau dokumentiert. Bilder aus dem Jahr 2019 zeigen ihn als Redner auf einer rechtsextremen Kundgebung neben dem langjährigen Neonaziaktivisten Dieter Riefling. Entsprechend unglaubwürdig ist es, wenn Diedering gegenüber der MZ behauptet, er habe nie „den Eindruck erwecken können als Nationalsozialist angesehen zu werden“.

Allein die Tatsache, dass er eben nicht an der offiziellen Gedenkfeier der Stadt Dresden, sondern dem neonazistischen Trauermarsch teilgenommen hat, straft diese Aussage Lügen. Denn dort waren viele zentrale Akteure der deutschen Neonaziszene, wie Thorsten Heise, Peter Schreiber und Christian Klar, die dem Bundesvorstand der Partei Die Heimat (ehemals NPD) angehören. Der Anmelder der Versammlung, Lutz Giesen war früher Teil der 2009 verbotenen Heimattreuen Deutschen Jugend, wie auch Diederings Fraktionskollege Laurens Nothdurft.

Auch das unmittelbare Umfeld Diederings auf der Demonstration lassen dessen Schutzbehauptung höchst unglaubwürdig erscheinen. Neben ihm laufen die Neonazi-Brüder Christian und Alexander Weinert aus Roßlau, zu denen ihm ein gutes Verhältnis nachgesagt wird. Zudem ist er neben einem Neonazi aus Wolfen zu sehen, der Verbindungen zum verbotenen Netzwerk Blood & Honour haben soll.

Auch der Geschäftsführer der AfD-Fraktion Laurens Nothdurft wurde von der MZ zur Teilnahme Diederings befragt, er sprach von „4 000 Dresdnerinnen und Dresdnern sowie Gäste“, während die offizielle Schätzung bei 2 500 Teilnehmer:innen liegt. Zudem stammen weder die Anmelder noch der Großteil der Teilnehmer aus der sächsischen Landeshauptstadt. Dass Nothdurft die Teilnahme an einer Demonstration der neonazistischen Heimat wenig problematisch findet, überrascht hingegen kaum. Im Jahr 2002 etwa nahm er gemeinsam mit seinem Vater an einer NPD-Demonstration in Berlin teil. Zudem sprach Nothdurft von der „Vernichtung“ Dresdens, worin im Kern der von der Gedenkdemonstration gestreute Opfermythos wiederholt wird, der dort in der NS-Relativierenden Formel vom „Bombenholocaust“ zu sehen war.

Im übrigen ist Diedering nicht der erste AfD-Politiker aus der Region, dessen Teilnahme am Trauermarsch von Dresden einen Skandal auslöste. Auch der Landtagsabgeordnete Daniel Roi aus Bitterfeld-Wolfen nahm 2009 an diesem Trauermarsch teil. Roi war damals auf Bildern neben Neonazis aus Anhalt zu sehen, behauptete selbst aber nur „Politik mit Schwerpunkt Extremismus“ studiert haben zu wollen.