Chronik

Bedrohung der Initiative „Buntes Roßlau“

Dessau-Roßlau (OT Roßlau)

Wie schon in der Vergangenheit (mehr dazu hier…) (und hier…) wurden Mitglieder der Initiative „Buntes Roßlau“ an ihrem privaten Wohnsitz durch rechtsextreme Propagandadelikte bedroht. Offenbar gezielt brachten bislang unbekannte Täter an der Haustür des Wohnhauses Aufkleber mit der geschichtsrevisionistischen Aufschrift „Befreie Dich vom Schuldkult“ und der als Frage formulierten Buchstabenfolge „LGBTQ?“ an. Letztere Motiv war zudem mit einem QR-Code versehen der auf homophobe Homepageinhalte der neonazistischen Kleinstpartei „Der III. Weg“ weiterleitet. Das korrespondiert mit dem III. Weg-Aufkleber mit der zutiefst menschenverachtenden Aufschrift „Masseneinwanderung ist klimaschädlich – Asylflut stoppen“, die die Initiative an ihrem Briefkasten und ihrer Regenrinne vorfand, an der Rinne befand sich zudem noch ein Aufkleber mit der Parole „Scheiß System“ inklusive QR-Code- selbstredend auch hier eine Weiterleitung auf die III. Weg-Homepage. Komplettiert wurde die Aufkleber-Attacke durch das Motiv „NS-Zone“, dass sich an der Fensterscheibe befand. Es ist offensichtlich, dass mit dem Kürzel „NS“ hier ein positiver Bezug zum historischen Nationalsozialismus hergestellt werden soll. Dafür spricht auch die verwendete Farbkombination Schwarz-Weiß-Rot die in der rechtsextremen Ikonographie eine ideologisch aufgeladene Bedeutung hat. Aus der Bezugnahme auf die Fahne des preußisch dominierten deutschen Kaiserreichs lässt sich die Ablehnung der liberal-demokratischen gesellschaftlichen Modernisierung herauslesen. Die durchgestrichenen Piktogramme reihen sich in diese Bildsprache ein. So soll die „Black Lives Matter“ – Bewegung diskreditiert werden oder sich mit durchgestrichenen „Punker“ gegen alle Jugendsubkulturen die nicht rechts sind, ausgesprochen werden. Das Hammer und Sichel-Symbol verweist auf die politische Feindschaft zu vermeintlichen oder tatsächlichen kommunistischen Gruppierungen oder Bewegungen. Jedoch darf nicht vergessen werden, dass in der extrem rechten Szene ein Freund-Feind-Schema dominant ist, aus dem folgt, dass alle die nicht für neonazistische Ideologiefragmente eintreten, der Feind sind. Das schließt in dieser Logik dann nicht nur linke Gruppen ein, sondern das gesamte „verhasste System“ – von der CSU bis zur Linkspartei oder von den Gewerkschaften bis zu den Kirchen. Dieser Aufkleber ist nur in einschlägigen, neonazistischen Internetversänden zu beziehen. Strafanzeige wurde erstattet, der polizeiliche Staatsschutz ermittelt. Einen Tag später, am 25. März 2024, stellte ein Mitglied der Initiative an einem vor dem Wohnhaus geparkten, privaten PKW erneut einen Aufkleber mit der Aufschrift „Scheiß System“ fest.

Foto: Privat
Quelle: eigener Bericht