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Antifa Dessau

 

Als Reaktion auf die Erstarkung der Naziszene in Dessau und Umgebung nach der Wende fanden sich recht schnell einige linke Jugendliche, Punks, "Grufties", Hardcore- und Heavy-Metal-Fans, die etwas gegen das gemeinsame Problem unternehmen wollten. Aus teils militanter Gegenwehr Einzelner gegen Übergriffe von Naziskins entwickelte sich der Entschluss, sich zu organisieren. Nach ein paar Anläufen und ersten Flugblattaktionen ab 1990 war dann der Überfall auf den linken Treffpunkt "Roter Keller" Ende November ´91 der Anlass, am 10. 12. ´91 die Antifa Dessau zu gründen. Treffpunkt war damals u. a. das besetzte Haus in der Jonitzer Straße 4, das im Rahmen des "Aktionsprogramms gegen Aggression und Gewalt" (AGAG) von zwei Sozialarbeitern des K.I.E.Z. e.V. betreut wurde.
Am 59. Jahrestag der Machtübergabe an Hitler, dem 30. 01. ´92 zog die erste Antifaschistische Demonstration durch Dessau. Etwa ein Dutzend Neonazis provozierten die rund 200 TeilnehmerInnen, woraufhin sie vertrieben wurden. Am 30. 01. ´93 demonstrierten fast 1.500 AntifaschistInnen durch Dessau. Kurz darauf wurde das jetzige AJZ besetzt. In dieser Zeit gab es mehrere Flugblattaktionen und Infostände, z. B. gegen den Verkauf von rechten Zeitungen in verschiedenen Läden, welche in den meisten Fällen - zumindest über dem Ladentisch - aus dem Programm genommen wurden. Es wurden Konzerte und Festivals mit bis zu 4.000 Gästen oder ein Basketballturnier mit Mannschaften von Asylbewerbern aus verschiedenen Kontinenten veranstaltet. Sowohl durch die Präsenz antifaschistischer Inhalte in der Stadt als auch durch militante Aktionen gegen prügelnde Naziskins wurde die extreme Rechte ab ´92/´93 weitgehend aus dem Stadtbild verdrängt.

In den nächsten Jahren konzentrierte sich die Arbeit der Antifa Dessau und der verschiedenen Jugendantifa-Gruppen, wie der "Antifa-Jugendfront" und später der "Jugendantifa Zwille", auf das Umland. In verschiedenen Städten der Umgebung wurde bei Übergriffen von Nazis Präsenz gezeigt. Im AJZ, das ab ´94 als anerkannter Freier Träger der Jugendhilfe im Jugendhilfeausschuss vertreten war, entwickelten sich immer neue Projekte, wie der erste Infoladen, und es gab eine Reihe von Vorträgen und Seminaren zu anderen Politikfelder wie Rassismus, Ökologie, Medienpolitik oder Militarismus. In den Jahren ´95-´99 wurde von einigen radikalen Linken aus Dessau und Umgebung das Fanzine "Der Alzheimer - die Zeitschrift gegen das Vergessen" herausgegeben, das neben längeren Artikeln zu Themen wie den Kriegen in Ex-Jugoslawien, der Black-Panther-Bewegung in den USA oder die Geschichte des Antisemitismus über die regionalen und überregionalen Nazistrukturen, Strategien und Aktionen der Linken nicht (nur der BRD) berichtete. Insgesamt sind 15 Ausgaben erschienen. Zu verschiedenen Themen wie dem Schengener Abkommen oder zur Abschiebehaft im Dessauer Gefängnis wurden Demonstrationen, Kundgebungen und Flugblattaktionen durchgeführt. Auch an überregionalen Kampagnen und Demonstrationen, wie für eine antifaschistische Kultur im Ostharz oder in Wurzen, wurde sich beteiligt etc. pp. Wichtiger Bestandteil der Palette der Aktivitäten sind seit ´95/´96 Beteiligungen an Gedenkstättenfahrten und Antifa-Workcamps z. B. in Buchenwald. Dort treffen sich jedes Jahr 150 bis 250 AntifaschistInnen verschiedener Organisationen aus der BRD und benachbarten Ländern, um bei der Sicherung und bei Ausgrabungen der Überbleibsel des Konzentrationslagers zu helfen und gezielte Forschungsarbeit im Archiv zu betreiben.

Mitte der 90er wurden auch in Dessau selbst wieder antifaschistische Aktionen nötig, wie im Zusammenhang mit der im Haideburger Jugendclub praktizierten "akzeptierenden Jugendarbeit". Die ging soweit, dass die SozialarbeiterInnen der Diakonie schließlich nur noch auf- und zuschlossen, während die Nazis, die dort einen großen Teil des Klientels stellten, ihre Musik abspielen konnten, auf dem Hof Kampfhunde drillten und die Naziskinband "Madkorps" dort sogar einen Proberaum hatte. Diese Zustände, auf die bei einem Besuch von 30-35 Antifas per Flugblatt aufmerksam gemacht wurde, wurden zwar jahrelang geleugnet, dann aber irgendwann doch zugegeben und später schließlich unterbunden. Bis dahin war der Jugendclub Treffpunkt auch für Nazis aus Bitterfeld, Wolfen, Köthen usw.. Zwei Wochen nach der Flugblattaktion, bei der ein Nazi provokativ Musik der Magdeburger Naziband "Doitsche Patrioten" einlegte, wurde im JC Haideburg eine Gesprächsrunde veranstaltet. In einem Zeitungsartikel über das Gespräch wird ein "Jugendlicher" mit den Worten: "...wir werden abgestempelt, ohne dass man sich im Gespräch mit uns auseinandersetzt." Und "Wir wollen abwarten und uns nicht provozieren lassen. Die Vorwürfe müssen aus dem Weg geräumt werden. Verhindern kann man Aggressionen zwischen Links und Rechts nicht völlig, aber man kann sie vermindern." zitiert. Was der damalige Schlagzeuger von "Madcorps", John-Marc Krause, damit meint, wurde in der Nacht vom 29. zum 30. Oktober 2000 deutlich, als er mit zwei anderen Nazis in Dessau-Nord vier AntifaschistInnen angriff, wobei er einen Kampfhund auf sie hetzt. Zwei der Opfer müssen mit lebensgefährlichen Verletzungen stationär behandelt werden.
Im Jahr ´96 flog ein Versuch des Verfassungsschutz auf, einen Aktivisten der Antifa Dessau anzuwerben. Ein Gespräch des Betroffenen mit Herrn "Bergermann", wie sich der Anwerber nannte, wurde aufgezeichnet und in der Tageszeitung "junge welt" abgedruckt.
Am 15. 02. ´97 fand am Hbf. eine Blockadeaktion gegen zwei Busse statt, die DVU-Mitglieder und -Sympathisanten zu einem Landesparteitag bringen sollten. Unter den Insassen waren der langjährige DSU-Landesgeschäftsführer Rudolf Dießner und der jetzige stellv. Fraktionsvorsitzende der DVU im Brandenburger Landtag, Michael Claus. Gegen 30 der insgesamt 37 festgenommenen AntifaschistInnen wurde Anklage wegen Landfriedensbruchs erhoben. Am Ende mussten die Betroffenen nur einige Geldbußen zahlen, manche Verfahren wurden eingestellt und es gab Freisprüche. Die Prozesskosten waren allerdings enorm. Ein Jahr später wären die Verfahren wohl gar nicht erst zur Anklage gekommen.
Im Jahr ´97 wurde durch entschiedenes Auftreten und auch militante Aktionen den wochenlangen Übergriffen von Nazis am Hbf. ein Ende gesetzt.
Im Frühjahr ´98 wurde in der Region gegen die massive Wahlwerbung von Republikanern und DVU vorgegangen. Es wurden Plakate und Aufkleber gegen die rassistischen Parolen verklebt und Flugblätter verteilt. Zwischen Mitte Februar und Ende April wurden allein in Dessau tausende Plakate entfernt, manchmal hunderte in einer Nacht. Dabei wurden die AntifaschistInnen von Wahlkampfhelfern der DVU auch militant angegriffen. Für den Abend der Landtagswahl wurde für den absehbaren Einzug der DVU in das Parlament zu einer Demonstration mobilisiert. Wie andere Nazigegner in Halle, Merseburg, Magdeburg und Quedlinburg demonstrierten gut 150 Menschen drei Stunden lautstark durch die halbe Stadt. Im Mai wurde dann eine Demonstration durch Sandersdorf bei Bitterfeld, den Wohnort des damaligen Spitzenkandidaten der DVU, Helmut Wolf, veranstaltet, eine weitere durch Oranienbaum gegen den dort wohnenden, neuen Alterspräsidenten des Landtags, Rudi Wiechmann, wurde durch die Polizei verhindert. Trotzdem konnten Flugblätter verteilt werden.
In dieser Zeit wurde von der Antifa Dessau und anderen radikalen Linken, einzelnen Mitgliedern von PDS und Grünen u. a. die alte Diskussion über eine Bündelung aller antifaschistischen Kräfte wieder aufgenommen. (siehe Tafel 15)
Weitere Schwerpunkte waren 2000 die Aktionen im Zusammenhang mit dem Mord an Alberto Adriano (siehe Tafel 15) oder gegen die Köthener Naziszene und die maßgeblich von ihr organisierten Aufmärsche der Region.
Seit ´00 werden - leider unregelmäßig - Pressemitteilungen zu den aktuellen Entwicklungen in der regionalen Naziszene und Übergriffen veröffentlicht. Öffentlichkeits- und Jugendbildungsarbeit nehmen nach wie vor einen hohen Stellenwert ein.


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Antifa Dessau
c/o Infoladen "Volk und Wissen"
Schlachthofstr. 25
06844 Dessau
Phone/Fax: 0340/ 26 60 210/220
e-mail: querkopf@t-online.de

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