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Ausstellung: "Das hat`s bei uns nicht gegegeben! - Antisemitismus in der DDR" in Dessau

Sachsen-Anhalts Justizministerin Dr. Angela Kolb als Schirmherrin

Im Folgenden veröffentlichen wir vorab das Grußwort der Landesregierung, dass Burkhard Lischka, Staatssekretär im Magdeburger Justizministerium, zur Eröffnung der Exposition am 30. Mai 2007 im Dessauer Rathaus überbringen wird:


Sehr geehrte Damen und Herren,

zunächst darf ich die Schirmherrin der Veranstaltung, Frau Ministerin der Justiz des Landes Sachsen-Anhalt Frau Prof. Dr. Angela Kolb entschuldigen. Sehr gern hätte sie heute Abend die Ausstellung eröffnet, was aber wegen bereits erfolgter anderer Terminzusagen nicht möglich war. So bleibt mir die Gelegenheit heute das Wort an Sie, meine sehr geehrten Damen und Herren, zu ergreifen.


die Schirmerrin der Ausstellung: Justizministerin Dr. Angela Kolb

Bereits der Titel der Ausstellung „Das hat es bei uns nicht gegeben! – Antisemitismus in der DDR“ wirft Fragen auf. Welche Aussage steht dahinter? Belegt die Ausstellung, dass es tatsächlich keinen Antisemtismus gegeben habe? Nein. Die Ausführungen und Bilder auf den Wandtafeln widerlegen schlicht aber wirkungsvoll gerade diese These.

Schon im Vorfeld der Ausstellung hat sich die Bedeutung und die Notwendigkeit mit der Auseinandersetzung mit den Fragen des Antisemitismus in der DDR gezeigt.

Ich denke da insbesondere an den Aufsatz von Prof. Kurt Pätzold  in der Tageszeitung „Neuen Deutschland“ vom 07. April 2007. Unter der Überschrift „Du sollst nicht falsch Zeugnis geben“, versucht er u.a. anhand der Aufzählung von, wie er unterstreicht, staatlich hoch subventionierten Buchproduktionen, von jüdischen Schriftstellern wie Friedrich Wolf, Lion Feuchtwanger, Bruno Apitz und Jurek Becker, den Mythos, dass es keinen Antisemitismus in der DDR gegeben habe, zu belegen. Er führt verharmlosend aus: „In der Frühphase der DDR hat es zeitweilig eine politisch sektierische, verständnislose und dumme Politik gegenüber jüdischen Gemeinden mit verheerenden, nicht wieder zu behebenden Folgen gegeben, die zu Flucht und Weggang von Juden in den Westen führte.“

Allein diese Kontroverse um die Ausstellung mit ihren beeindruckenden Zeugnissen zum Antisemitismus in der DDR zeigt ihren Wert und ist zugleich beredter Beleg für  ihren zutreffenden Titel  „Das hat es bei uns nicht gegeben“.


Staatssekretär Burkhard Lischka

Fragt man nach den Ursachen für die damalige Verdrängung und Negation des in der DDR zweifelsohne existierenden Antisemitismus, so denke ich, ist ein Blick in die 1968 in Kraft gesetzte Verfassung der DDR hilfreich. Dort heißt es in Artikel 6 Absatz 1: „Die Deutsche Demokratische Republik hat getreu den Interessen des deutschen Volkes und der internationalen Verpflichtung aller Deutschen auf ihrem Gebiet den deutschen Militarismus und Nazismus ausgerottet und betreibt eine dem Frieden und dem Sozialismus der Völkerverständigung und der Sicherheit dienende Außenpolitik.“

Bereits dieses dogmatische Selbstverständnis der DDR als antifaschistischer und sozialistischer Staat, der Rassismus und Fremdenfeindlichkeit insbesondere gegenüber den Juden ausgerottet habe, hat sowohl eine Auseinandersetzung mit antisemitistischen Vorfällen in der DDR als auch eine echte Aufarbeitung des Wesens des Antisemitismus von vornherein nicht zugelassen. Mit einem Problem, das staatlich verordnet nicht besteht, brauchte und wollte man sich auch nicht auseinandersetzen.

Dementsprechend sind  Äußerungen mit dem Inhalt „Das hat es bei uns nicht gegeben“ nicht verwunderlich und auch leicht erklärbar.
Antisemitische Tendenzen und rassistische Übergriffe – wie sie die Ausstellung  dokumentiert – wurden in dem Gebiet der DDR eben aufgrund dieses Dogmas nicht publiziert, sondern totgeschwiegen. Selbst als in den 80er Jahren als in der DDR-Jugend neonazistische und antisemitische Tendenzen unübersehbar zunahmen, wurden diese als unpolitisches jugendliches „Rowdytum“ deklariert und in der Regel eher nachsichtig bestraft.

In der Negierung und deshalb fehlenden Aufarbeitung von Antisemitismus in der damaligen DDR ist auch eine wesentliche Ursache für die heute auch in Sachsen-Anhalt bestehenden antisemitistischen, rechtsextremistischen und rassistischen Tendenzen zu sehen. Antisemitismus ist auch heute noch ein wesentlicher Bestandteil des Rechtsextremismus. Sachsen-Anhalts Staatsanwaltschaften verzeichneten im Jahr 2006 leider erneut einen Anstieg von rechtsextremen Gewalttaten. Waren 2005 1.492 Strafverfahren mit rechtsextremistischem Hintergrund zu verzeichnen, so waren es im Jahre 2006 bereits 1.567 Verfahren.
Der Amadeo-Antonio-Stiftung gebührt der herzlichste Dank dafür, dass die Ausstellung „Antisemitismus in der DDR“  heute in Dessau eröffnet werden kann und als Wanderausstellung einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird.

Dank gebührt aber vor allem den 10 Jugendgruppen aus unseren östlichen Bundesländern, die diese Ausstellung mit ihren lokalbezogenen Fallstudien inhaltlich gestaltet haben. Die Tatsache, dass es jugendliche Autoren sind, die die Ausstellung gestaltet haben, stimmt mich zuversichtlich. Denn es kommt gerade darauf an, unsere Jugend mit dem Antisemitismus, seinem Wesen, seinen Ursachen und seinen Erscheinungsformen vertraut zu machen. Es ist dringend erforderlich einen echten Denkprozess in Gang zu setzen und dadurch einen Beitrag zu leisten, dass ein weiterer Anstieg rassistisch und antisemitistisch motivierter Straftaten verhindert wird.

Die Bekämpfung des Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus ist ein wesentliches Anliegen der Regierung des Landes Sachsen – Anhalt. Das  Aktionsprogramm der Landesregierung und die Kampagne „Hingucken“ sind nur zwei Beispiele.
In diesem Rahmen haben wir im Oktober 2006 mit dem Aktionsprogramm gegen Rechtsextremismus einen Maßnahmekatalog verabschiedet, der einerseits staatliche Stellen zu mehr Aufmerksamkeit und Initiative gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit verpflichtet und andererseits gerade den wichtigen zivilgesellschaftlichen Initiativen, wie diese Wanderausstellung, weiterführende Möglichkeiten eines Engagements eröffnet.

Meine Damen und Herren,
ich wünsche dieser beeindruckenden Ausstellung einen großen Besucherzuspruch, insbesondere hoffe und wünsche ich mir, dass das Angebot gerade von Jugendlichen im großen Umfang wahrgenommen wird. Das Rahmenprogramm der Ausstellung insbesondere die angebotenen Führungen und Workshops für Schulklassen und Jugendgruppen hält meines Erachtens ein Angebot vor, das für die Erfüllung meines Wunsches sicher beste Voraussetzungen bietet.


 

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