Statt öffentlicher Aktionen Hakenkreuzschmierereien in der Nacht

Angekündigte dezentrale Neonazi-Aktionen zu Ehren des NS-Kriegsverbrechers Rudolf Hess sind in der Region Anhalt ausgeblieben// Gezielte neonazistische Schmierereien an Bitterfelder Lokal und Vereinsobjekt in der Folgenacht zu verzeichnen

Aufgrund des polizeilichen Verbotes jeglicher Veranstaltungen im Kontext der neonazistischen „Rudolf Hess-Aktionstage“, kündigten Rechtsextremisten seit Wochen bundesweit so genannte „Flashmobs“ als unangemeldete öffentliche Aktionen an. Zum „Heldengedenken“ an den verurteilten NS-Kriegsverbrecher planten sie in über hundert Städten bundesweit, darunter in zehn Kommunen in Sachsen-Anhalt, blitzartig zusammen zu kommen. Nach dreiminütigem Verharren, so das Konzept der Neonazis, sollten die Schlussworte, die Rudolf Hess vor dem Internationalen Militärgerichtshof in Nürnberg gehalten hatte, gemeinsam verlesen werden. Der Hitler-Stellvertreter hatte seine Verbrechen gegen die Menschlichkeit damals mit den Worten: „Stünde ich wieder am Anfang, würde ich wieder handeln, wie ich handelte“, gerechtfertigt.


Aussenwand des Vereinsgrundstückes

In der Region Anhalt hatten Neonazis für den 17. August u. a. in Bitterfeld und Köthen/Anhalt Aktionen für den NS-Kriegsverbrecher Hess angekündigt. Polizeiliche Einsatzkräfte befanden sich vor Ort, Rechtsextremisten blieben den genannten Veranstaltungsorten jedoch fern.

In der folgenden Nacht zum 18. August 2009 besprühten mutmaßliche Neonazis indes mehrere Objekte im Bitterfelder Stadtgebiet mit NS-Symbolen. Dabei wurden an einem Lokal in Bahnhofsnähe sowie am Vereinsdomizil des „Multikulturellen Jugendcentrums e.V.“ in der Straße „Hinter dem Bahnhof“ Hakenkreuze und Sig-Runen aufgetragen.


Aussenwand des Vereinsgrundstückes

In den vergangenen Monaten sahen sich der alternative Verein und der Betreiber des Lokals und dessen Mitarbeiter mehrfach rechtsextrem motivierten Bedrohungen und Anfeindungen ausgesetzt.

So schoss ein Rechtsextremer im Juli 2009 mit einer Schreckschusswaffe vor dem Lokal um sich und versuchte zu einem späteren Zeitpunkt mit einem Messer bewaffnet in die Räumlichkeiten einzudringen. Auf die gastronomische Einrichtung wurde bereits im November 2008 versucht, ein Brandanschlag zu verüben. Das Motiv ist bis heute nicht geklärt. Ein folgende rechtsextrem motivierte Bedrohung gegen eine Mitarbeiterin via Internet soll am 01. September 2009 am Amtsgericht Bitterfeld verhandelt werden.

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Projekt GegenPart – Mobiles Beratungsteam gegen Rechtsextremismus in Anhalt