„Die Erinnerung wach halten“

Gedenkveranstaltung für den ermordeten Alberto Adriano

In der Nacht vom 10. auf den 11. Juni im Jahr 2000 wurde Alberto Adriano im Dessauer Stadtpark von drei Neonazis angegriffen. Die Täter schlugen und traten so heftig auf Adriano ein, dass er schwerste Verletzungen erlitt, an denen er wenige Tage später im Krankenhaus starb. Am 10.Juni 2011 – elf Jahre nach dem Mord – versammelten sich zahlreiche Bürgerinnen und Bürger, um an die schreckliche Tat zu erinnern und Alberto Adriano zu gedenken. Initiiert wurde die Veranstaltung, wie bereits in den vergangenen Jahren (mehr dazu hier...), vom Vorbereitungskreis „Tag der Erinnerung“, an dem zahlreiche Verbände und Initiativen sowie die Stadt Dessau-Roßlau beteiligt sind.         



In ihrer kurzen und äußerst prägnanten Rede zur Erinnerung an den Ermordeten, stellte Neila Paulo Retsua – als Repräsentantin der Freunde Alberto Adrianos –  den Verlust des Familienvaters, des Ehemanns und Freundes deutlich heraus, der eine wesentliche Folge des brutalen Überfalls war und bleibt. Darüber hinaus machte die Rednerin eindringlich auf die Ablehnung und Ausgrenzung der Migranten aufmerksam, die den Mord an Alberto Adriano möglich gemacht hatten. „Adriano war einer von Euch“ und „Adriano war einer von uns“, sagte Retsua und brachte damit die noch immer ausgegrenzte Situation der Migranten auf den Punkt und wies so auf die große Ablehnung hin, die den Migranten noch immer in Dessau und zahllosen anderen Orten entgegenschlägt. Während der Vertreter der Stadt Dessau-Roßlau, Sozialdezernent Gerd Raschpichler, die Ursachen für das Verbrechen eher in der allgegenwärtigen Gewalt –  „beispielsweise aus dem Fernsehen“ –  sehen wollte als im grassierenden Fremdenhass, fanden andere Redner deutlichere Worte für die Gründe des Mordes. Sachsen-Anhalts Arbeits- und Sozialminister Norbert Bischoff beispielsweise stellte deutlich die horrende Zahl rechtsextremer Überfälle und Gewalttaten der vergangenen zwei Jahrzehnte heraus. Bischoff forderte einerseits, sich aktiv gegen Rechtsextremismus und Fremdenhass zu engagieren und mahnte andererseits, der "Opfer zu gedenken und die Erinnerung an sie wach zu halten". Alberto Adrianos schrecklicher Tod bleibe eine Mahnung für die gesamte Gesellschaft, sagte Norbert Bischoff.


Mitglieder des "Freundeskreises Alberto Adriano" begleiteten die Gedenkveranstaltung musikalisch

Auf dem bereits erreichten dürfe sich die Gesellschaft und ihre Akteure dabei keinesfalls ausruhen. Gleichwohl dankte Bischoff,  wie einige andere Redner auch, den engagierten Bürgerinnen und Bürgern, die sich für die Erinnerung an den Mord einsetzen und sich für eine tolerante Gesellschaft engagieren. Auch Joachim Liebig, Präsident der Landeskirche Anhalt, hatte sich in seiner Ansprache auf die Verpflichtung der demokratischen Gesellschaft bezogen, sowohl das Erinnern an den Ermordeten wach zu halten, als auch zu Verhindern, dass sich solche Verbrechen wiederholen.



Im Vorfeld der diesjährigen Erinnerungsveranstaltung wurde an mehreren Diskussionstischen versucht, Perspektiven für eine offene und tolerante Gesellschaft zu diskutieren. Dabei standen sowohl die pädagogischen und gesellschaftspolitischen Möglichkeiten als auch die Chancen von Migration und Integration im Mittelpunkt der offenen Gespräche. 


Theaterintendant André Bücker und Razak Minhel, Leiter des Multikulturellen Zentrums Dessau, im Gespräch am Thementisch "Kultur verbindet"

Verantwortlich für den Artikel

 

Projekt GegenPart – Mobiles Beratungsteam gegen Rechtsextremismus in Anhalt