Gedenken zum 75. Jahrestag des Novemberpogroms in Dessau-Roßlau

Mit würdiger Zeremonie und Filmbeitrag wird den Opfern des NS-Terrors gedacht

Mehrere Gedenkveranstaltungen erinnern an den Novemberpogrom vor 75 Jahren in Dessau-Roßlau. Den Auftakt bildet am 9. November 2013 um 18 Uhr in der Marienkirche die Veranstaltung „Lieder gegen das Vergessen“, die seit 20 Jahren unter Beteiligung verschiedenster Akteure stattfindet. Am 10. November lädt Oberbürgermeister Klemens Koschig, auch im Namen der Kirchen der Stadt und der Jüdischen Gemeinde zu Dessau, zunächst um 14 Uhr zur Gedenkveranstaltung in die Marienkirche ein. Zentraler Mittelpunkt des Gedenkens am 10. November werden 150 Gedenksteine mit den Namen der Opfer des Holocaust aus Dessau-Roßlau sein.

Diese Gedenksteine wurden in den letzten Wochen innerhalb des Projektes „Ein Mensch – ein Name – ein Gedenkstein“ des Alternativen Jugendzentrums Dessau in Kooperation mit dem Theaterjugendclub des Anhaltischen Theaters Dessau, dem Jugendtreff der Katholischen Pfarrei Peter und Paul Dessau und der Evangelischen Jugend Dessau vorbereitet. Beim Betreten der Marienkirche, so die Choreographie, überreichen beteiligte Jugendliche den Gästen die Steine mit der Bitte, diese später zur Gedenkstele in der Askanischen Straße mitzunehmen und dort niederzulegen. Dort stand einst die 1908 eingeweihte Synagoge, die am 9. November 1938 geschändet, geplündert und angezündet wurde. Gedenksteine auf Grabstätten zu legen, gehört zur jüdischen Tradition. Diese sollen Beständigkeit und Unvergänglichkeit symbolisieren. Auch andere Motive, wie der Schutz der Toten vor wilden Tieren, der Ausdruck des Schmerzes oder als Zeichen für den Weiterbau am Lebenswerk der Verstorbenen, sind überliefert. Die 150 Gedenksteine an die ermordeten jüdischen Menschen unserer Stadt, von denen fast niemand ein Grab hat, werden später von der Stele zum jüdischen Friedhof gebracht, wo sie verbleiben.   

„Meine Mutter und Schwestern haben kein Grab“ ist der Titel der Dokumentation des Alternativen Jugendzentrums Dessau (AJZ), die in der Marienkirche nach der Begrüßung durch den Oberbürgermeister und die Grußworte des Rabbiners der Jüdischen Gemeinde zu Dessau uraufgeführt wird. In der zwanzigsten Filmproduktion zur Thematik Nationalsozialismus des AJZ werden lokalhistorische Ereignisse beleuchtet.


„Ich wünschte ich hätte öfter Gelegenheit, das Grab meines Vaters auf dem Israelischen Friedhof zu besuchen. Es ist das einzige Grab meiner ganzen Familie,
das noch existiert.“ (Werner Heumann)

Die Anfänge jüdischen Lebens in Dessau reichen in das späte 17. Jahrhundert zurück. Bereits 1932 stellte die NSDAP die Mehrheit im Anhaltischen Landtag mit Sitz in Dessau. Der Novemberpogrom, der reichsweit in den Abendstunden des 9. November 1938 einsetzte, begann in Dessau-Roßlau bereits in den Nachmittagsstunden. Im Mittelpunkt der 45-minütigen Dokumentation stehen die Erinnerungen von aus Dessau-Roßlau vertriebenen Juden an das erlittene Unrecht und an ihre Verwandten, die dem Holocaust zum Opfer fielen. Der Historiker Dr. Bernd G. Ulbrich, ein Kenner der jüdischen Geschichte in Dessau-Roßlau, stellt die schriftlich überlieferten Zeugnisse in die historischen Kontexte. So entsteht ein eindringliches Bild der Entrechtung, Verfolgung, Vertreibung und Ermordung jüdischer Menschen aus Dessau-Roßlau, das vor allem dem Gedenken an die Opfer verpflichtet ist. Jugendliche des Theaterjugendclubs des Anhaltischen Theaters Dessau gaben den Zeitzeugenerinnerungen ihre Stimmen.


GEDENKPROGRAMM

09. November 2013, 18.00 Uhr
Lieder gegen das Vergessen
Marienkirche Dessau (Schlossplatz)

10. November 2013, 14.00 Uhr

Marienkirche Dessau (Schlossplatz)
Begrüßung
Klemens Koschig (Oberbürgermeister der Stadt Dessau)

Grußwort
Rabbiner der Jüdischen Gemeinde zu Dessau

Filmvorführung
„Meine Mutter und Schwestern haben kein Grab“

10. November 2013, 15.15 Uhr
Stele in der Askanischen Straße
Gedenken und Gebete


SERVICE

Hier finden Sie die offizielle Einladung zum Gedenken (download PDF-Datei…).









INFOS / KONTAKT


Jana Müller
Tel.: 0340 – 26 60 21 9
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist gegen Spambots geschützt! Sie müssen JavaScript aktivieren, damit Sie sie sehen können.
Web: www.ajz-dessau.de

 

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