SCHWARZWEISS - THEATER IN DESSAU

Der Versuch einer künstlerischen Annäherung an den Fall Oury Jalloh

In afrikanischen Popsongs geht es oft um das Weggehen, um die Sehnsucht nach einem besseren Leben. Oury Jalloh aus Sierra Leone hatte es geschafft, er kam nach Deutschland. Seine Eltern wähnten ihn in Sicherheit – in der Festung Europa. Am 7. Januar 2005 verbrannte Oury Jalloh in einer Zelle des Dessauer Polizeireviers. Die Suche nach der Wahrheit über die Umstände seines Todes zieht sich seit Jahren hin. Während aktuell ein weiterer Prozess am Landgericht Magdeburg läuft, haben sich vielfältige Meinungen und Theorien gebildet. Das Spektrum reicht von „Oury Jalloh, das war Mord!“ bis hin zur These, dass die Polizisten die eigentlichen Opfer seien. Der Fall Oury Jalloh polarisiert, und wird zum Gesprächsanlass über die großen Themen gesellschaftlichen Zusammenlebens wie Heimat, Identität, Rassismus, Humanität, Integration und Gewalt.

Oury Jalloh ist zum Symbol geworden: Für die Ängste vieler afrikanischer Flüchtlinge in Deutschland auf der einen Seite, zum Seismographen für den Alltagsrassismus innerhalb der Gesellschaft, und auf der anderen Seite zum Symbol für die Unvereinbarkeit sich fremd gegenüberstehender Kulturen und für die Angst vor der Vorverurteilung als „fremdenfeindlich“. Wie wollen wir miteinander leben? Braucht Dessau mehr Ausländer? Brauchen wir mehr gesetzliche Grundlagen für die Rechte von Migranten? Wie lebt Dessau mit dieser offenen Wunde, und wie kann eine Stadt aus dieser Erfahrung heraus tragfähige soziale Modelle entwickeln? Welche Wege eröffnen sich jenseits von Verdrängung und Verschweigen? Wo beginnt Rassismus? Was hat Oury Jalloh mit Dessau zu tun? Wie sollen wir trauern? Welche historischen Hintergründe spielen in die Geschichte Oury Jallohs mit hinein? Wie viel Wahrheit erträgt eine Gesellschaft?



Das Theaterprojekt SCHWARZWEISS sucht nach den unterschiedlichen Stimmen innerhalb der Dessauer Stadtgesellschaft, um ein Panorama der Meinungen und Deutungen zu entwerfen. Das Team um die Regisseurinnen Nina Gühlstorff und Dorothea Schroeder interviewt Flüchtlinge und Polizisten, Freunde des Toten und alteingesessene Dessauer, Zugezogene und Würdenträger. Die verschiedenen Positionen setzen sie zueinander in Bezug und inszenieren gemeinsam mit Schauspielern, Puppen und Bewohnern Dessaus eine theatrale Stadtbegehung, die am Alten Theater endet. Dieses Projekt lädt dazu ein, Themen wie Fremdheit und Alltag, Hoffnungen und Ressentiments, Schuld und Reue mit den Mitteln des Theaters zu reflektieren.

SCHWARZWEISS verlässt das Theater und geht in die Stadt! Ein öffentliches Büro in der Kavalierstraße 78, im Zentrum Dessaus lädt zum Austausch ein.


Aufführungen

SCHWARZWEISS - Eine theatrale Stadtbegehung

Premiere und Uraufführung am 10. Juni um 19.30 Uhr im Stadtpark
Vorstellungen: 11., 17 und 18. Juni 2011, jeweils 19:30 Uhr


Begleitprogramm


SALON D´AFRIQUE I-IV 

SALON D´AFRIQUE I am 3.5. um 19.30 Uhr im Alten Theater/Foyer: Projektvorstellung und Ausstellung

SALON D´AFRIQUE II am 10.5. um 20.30 Uhr im Kiez Kino:
Filmabend schwarz im Kiez Kino, gezeigt werden der Kurzfilm „Deweneti“ von Dyana Gaye (Senegal 2006) und der Dokumentarfilm "Kinshasa Symphony" von Claus Wischmann und Martin Baer (D 2010).

SALON D´AFRIQUE III am 17.5. um 20.30 Uhr im Kiez Kino:
FIlmabend weiß mit den Filmen "Stassfurt-Windhoek" von Lilly Grote und Julia Kunert (Defa Dokumentarfilmstudio 1991) und "Absent Present" von Angelika Levi (D 2010). Im Anschluß findet ein Publikumsgespräch mit der anwesenden Regisseurin Angelika Levi statt.
SALON D’AFRIQUE IV am 29.5. um 17.00 Uhr im SCHWARZWEISS-Büro, Kavalierstraße 78: Lesung von Landolf Scherzer „Die Fremden“ (Aufbau Verlag, 2002)


Informationen/Kontakt

Eine Dokumentation zum ersten Prozess finden Sie hier...

Informationen zum Projekt und Termine finden Sie auf der Themenseite des Anhaltischen Theaters.
Kontakt zum Projekt per Email unter:  Diese E-Mail-Adresse ist gegen Spambots geschützt! Sie müssen JavaScript aktivieren, damit Sie sie sehen können. Diese E-Mail-Adresse ist gegen Spambots geschützt! Sie müssen JavaScript aktivieren, damit Sie sie sehen können. oder via Facebook unter: www.facebook.com/schwarzweiss.dessau

 

Projekt GegenPart – Mobiles Beratungsteam gegen Rechtsextremismus in Anhalt