Mit Mia und Virgina Jetzt! gegen Nazis tanzen

ein bunter musikalischer Schüttelmix rockt am 26. September die Baggerstadt Ferropolis

Jörg Folta hat in diesen Tagen wenig Zeit, macht fast einen gehetzten Eindruck. Immerhin bereitet der Mitarbeiter des Fördervereins Junger Musiker (beatclub) aus Dessau-Roßlau zur Zeit gleich drei Muiskfestivals parallel vor. Gerade ist er auf dem Sprung nach Berlin, im Kopf hat er aber schon ein Open Air im Salzlandkreis im September diesen Jahres. Für das "Rock gegen Rechts"-Festival in Ferropolis nimmt er eine Unterbrechung des stringenten Zeitplanes gerne in Kauf. Wohl auch, weil er an diesem Projekt mit einer gehörigen Portion ideelen Überschusses irgdendwie hängt. Der Verein, der in der Muldestadt nicht nur einen beliebten Club betreibt, engagiert sich seit langem aufklärerisch und fühlt sich dabei durchaus einer kosmopolitischen Motivation verpflichtet. Recht untypisch für einen Träger aus dem Kulturbetrieb, sorgte so eine Veranstaltungsreihe, die das Spannungsfeld zwischen Nationalismus und lokaler Identität beleuchtete, für einen teilweise kontroversen Diskurs in der Stadt (mehr dazu hier...). Zudem koordiniert der Verein den regionalen Beitzrag zu den bundesweit avisierten "Aktionswochen gegen Antisemitismus", die im November diesen Jahres über aktuelle und historische Erscheinungsformen der Judenfeindlichkeit informieren werden (mehr dazu hier...).

"Für uns war wichtig, dass wir nicht nur große Acts auf die Bühne bringen, sondern vor allem die lokalen Initiativen aktiv einbeziehen.", sagt Folta zum Konzept des Festivals. Dieser partizipative Ansatz ist mit der engen Kooperation mit jugendkulturellen Initiativen aus Gräfenhainichen, Wittenberg und Dessau-Roßlau tatsächlich gelungen: "Schließlich geht es uns auch darum, nichtrechte Initiativen zu supporten und ihr Engagement zu würdigen.", so Folta weiter.

Natürlich, da kommt Foltas Veranstaltungserfahrung zum Tragen, kann ein solches Konzept nur Interesse bei der jugendlichen Zielgruppe entfalten, wenn man den Leuten auch einen Grund liefert, verfestigte Weggehgewohnheiten und Fernsehsesselrituale hinter sich zu lassen.



Ein triftiger Grund für einen solchen Bruch, ist zweifellos der Auftritt der trendigen Elektro-Pop-Band "MIA.", um deren charismatische Frontfrau Mieze (mehr dazu hier...). Die erfolgreiche Combo, die auf dem Festival für den sprichwörtlichen warmen Händedruck spielt, musste nicht erst lang und breit überzeugt werden. Zum einem ist die Combo dafür bekannt, Aktionen gegen Rechts uneigennützig zu unterstützen. Außerdem, so war aus dem Umfeld der Veranstalter zu erfahren, ist die Truppe heiß auf einen erneuten Gig in Ferropolis.

Auch die aufstrebende Indiepopband "Virginia Jetzt!" wird dieser Wirkungsmächtigkeit nicht abträglich sein (mehr dazu hier...). Die Ska-Truppe "Die Tornados" hat sowieso einen nicht zu unterschätzenden Heimvorteil (mehr dazu hier...). Mit Blonk (mehr dazu hier...) und Dead in Whiskey (mehr dazu hier...) komplementieren und veredeln regionale Bands der eher härteren Gangart das musikalisch-pluralistische Programm.

Abseits von symbolischen Gesten und theoretischen Debatten, ist das Festival gerade jetzt und gerade hier dringend notwendig.

Dessau-Roßlau hat sich in den letzten Monaten zu einem Schwerpunkt rechtsextremer Aktivitäten in Sachsen-Anhalt entwickelt. Diese Revitalisierung der Neonaziszene, äußert sich in einem spürbaren Anstieg von rechtsextrem motivierten Körperverletzungen, Sachbeschädigungen und Propagandadelikten (mehr dazu hier...). Die Stadt führt die Statistik bei rechten Gewalttaten mit insgesamt 12 Delikten (Stand Ende Juli 2008) an (mehr dazu hier...).


Man darf also gespannt sein, ob das Festival dazu beitragen kann, lokale AkteurInnen mit und ohne Deutungsmächtigkeit, für die Aktivitäten des organisiert-verfassten Rechtsextremismus noch stärker zu sensibilisieren.

Für Jörg Folta ist das ungeachtet möglicher Spannungsfelder das Leitbild des Konzertes: "Wir wollen Öffentlichkeit für Aktionen gegen Rechts herstellen."

Infos/Kontakt/Kartenvorverkauf:
Förderverein Junger Musiker/Beatclub e.V.
c/o AJZ
PSF 1571
06814 Dessau
Fon/Fax : 0340/ 266 02 11/-12
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Projekt GegenPart – Mobiles Beratungsteam gegen Rechtsextremismus in Anhalt