„Ich bin ein Musiker, der im KZ gesessen hat, kein KZler, der auch ein bisschen Musik macht" 

Coco Schumann für ein Zeitzeugengespräch und ein Konzert zu Gast in Dessau 
 
 „Ich bin ein Musiker, der im KZ gesessen hat, kein KZler, der auch ein bisschen Musik macht", schreibt Coco Schumann in seiner Autobiografie „Der Ghetto-Swinger. Eine Jazzlegende erzählt“. 1924 in Berlin geboren, kam Heinz Jakob (späterer Künstlername Coco) Schumann  bereits im Alter von 12 Jahren in Berliner Kneipen und Clubs mit dem Swing in Berührung. Begierig hörte der junge Fan die Big Bands jener Zeit, die im Delphie-Palast, dem "Mekka aller Swingfans", oder anderswo gastieren. Wie besessen übte er auf seiner Gitarre, und hatte alsbald "eine Art Mischung aus der Melancholie Django Reinhardts und der rhythmischen Akkordspielweise Freddie Greens" intus.

Ab 1940 spielte er selbst in  Kneipen, Clubs und Kellern. Das war für ihn in zweierlei Hinsicht gefährlich. Unter den Nationalsozialisten galten Swing und Jazz als “entartete Musik“ und nach ihren Rassengesetzen Coco Schumann als „Halbjude“.  Nach einer Denunziation 1943 in das Ghetto Theresienstadt deportiert, gelang ihm dort die Aufnahme als Schlagzeuger bei den „Ghetto-Swingers“. Im September 1944 nach Auschwitz-Birkenau verbracht, musizierte er dort um sein Leben. 

Nach der Befreiung kehrte er zunächst nach Berlin zurück und spielte mit Jazzgrößen wie Helmut Zacharias. 1950 wanderte er mit seiner Frau nach Australien aus. Unerträglich war es für die beiden Holocaustüberlebenden, dass die Vergangenheit verschwiegen wurde und Nazigrößen in Amt und Würden blieben. 1954 kehrten sie zurück. Die Musik führte Coco Schumann durch die ganze Welt. Seit 1990 begeistert er sein Publikum mit dem „Coco Schumann Quartett“. „Als Jazz- und Swingmusiker hatte ich den unglaublichen Vorteil, in der Musik ein Zuhause und weltweit eine Familie zu haben.“ So das Resümee dieses großartigen Musikers, für den „Heimat eine zwiespältige Angelegenheit“ ist.

Im Rahmen des Kurt Weill Festes ist sowohl der Musiker als auch der Zeitzeuge Coco Schumann erstmals in Dessau zu Gast.

8. März 2012 Gespräch mit Coco Schumann (Moderation: Jana Müller)
Beginn: 18 Uhr (Eintritt frei)
Ort: Altes Theater Dessau (Am Alten Theater 13)

Eine Kooperationsveranstaltung der Kurt Weill Gesellschaft, des Fördervereins Junger Musiker e.V. und des Alternativen Jugendzentrums e.V.

Mit freundlicher Unterstützung des Solidarfonds der Abgeordneten der Fraktion DIE LINKE: im Landtag von Sachsen-Anhalt.

Anschließend Konzert mit dem „Coco Schumann Quartett“

Einlass: 19.30 Uhr
Ticketswww.kurt-weill.de oder 01805564564)
Ort: Marienkirche Dessau (Schlossplatz)

Mit freundlicher Unterstützung durch das Autohaus Heise in Dessau.

 

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