Zeitzeugengespräch mit Zoni Weisz

Überlebender des Holocaust an Sinti und Roma am 14. September zu Gast in Aken

Zoni (Johan) Weisz,  geboren 1937, lebte mit seinen Eltern und drei Geschwistern in der niederländischen Kleinstadt Zutphen, wo der Vater ein Musikgeschäft besaß. Am 16. Mai 1944 wurde seine Familie bei landesweiten Razzien gegen Sinti und Roma verhaftet. Der damals siebenjährige Zoni entkam zunächst, weil er bei einer Tante außerhalb der Stadt zu Besuch war, wurde aber drei Tage später gefunden und verhaftet.
Wie seine Familie sollte er ins Vernichtungslager Auschwitz deportiert werden. Weil der Zug das niederländische Sammellager Westerbork aber bereits verlassen hatte, sollte Zoni Weisz an einem späteren Bahnhof in die Viehwaggons steigen. Dort verhalf ihm ein niederländischer Polizist zur Flucht.

„In diesem Augenblick sah ich, wie der Zug nach Auschwitz abfuhr. Mein Vater schrie voller Verzweiflung aus dem Viehwaggon meiner Tante zu: `Moezla, pass gut auf meinen Jungen auf.´ Das war das letzte, was ich von meinen Lieben sah.“


Zoni Weisz im Jahr 2011

Bis zur Befreiung durch die Alliierten überlebte Zoni Weisz in verschiedenen Verstecken. „Nach der Befreiung kam die Unsicherheit. Vielleicht war sie noch schlimmer als die Angst während des Krieges. Lebte meine Familie noch, würde sie zurückkehren? Sie alle waren in Nazi-Konzentrationslagern ermordet worden. Mein Vater, meine Mutter, meine Schwestern, mein kleiner Bruder und 21 Familienangehörige.“

Zoni Weisz begann eine Ausbildung zum Gärtner und Floristen. Sein Beruf führte ihn bis an den niederländischen Königshof. Er engagiert sich im niederländischen Verband der Sinti und Roma und ist Mitglied im Nationalen und Internationalen Auschwitz-Komitee.

„Ich spreche oft in Schulen, und es ist meine Pflicht gegenüber meiner gesamten ermordeten Familie, dazu beizutragen, dass dies niemals vergessen wird.“

Gegenstand des Gesprächs mit Zoni Weisz wird auch die aktuelle Situation von Sinti und Roma in Europa sein.

„Es kann und darf nicht sein, dass ein Volk, das durch die Jahrhunderte hindurch diskriminiert und verfolgt worden ist, heute, im einundzwanzigsten Jahrhundert, immer noch ausgeschlossen und jeder ehrlichen Chance auf eine bessere Zukunft beraubt wird.“
Zoni Weisz in seiner Gedenkrede am 27. Januar  2011 im Bundestag


VERANSTALTUNGSHINWEISE

Datum/Zeit:
14. September 2011
18.00 Uhr

Ort:
Jugendbegegnungsstätte „Nomansland“ Aken/Elbe (Parkstraße 1b)

Moderation:
Jana Müller (Alternatives Jugendzentrum Dessau e.V.)

Eintritt:
Der Besuch der Veranstaltung ist kostenlos.

Flyer:
Den Flyer zur Veranstaltung können Sie hier... als Pdf-Datei herunterladen. 


INFOS/KONTAKT

Jana Müller
Schlachthofstr. 25
06844 Dessau-Roßlau
tel.: 0340 - 26 60 21 9
e-mail: Diese E-Mail-Adresse ist gegen Spambots geschützt! Sie müssen JavaScript aktivieren, damit Sie sie sehen können.
web: www.ajz-dessau.de

 

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