Alltagsantisemitismen jenseits geschlossener Weltanschauungen

bundesweiter Fachtag am 31. Mai 2010 in Weimar

Die Auseinandersetzung mit dem Antisemitismus konzentriert sich in der Öffentlichkeit entweder auf die quantitative Verbreitung des Phänomens allein in der deutschen Bevölkerung oder auf die extremen Erscheinungsformen dieser Weltanschauung. Thematisiert werden der radikale Antisemitismus in der rechtsextremen Szene, seine antikapitalistische und antizionistische Spielart in extrem linken Gruppierungen und der israelfeindliche Antisemitismus im islamistischen Spektrum. Dieses sind wichtige, inzwischen aber recht gut bekannte Erscheinungsformen des Antisemitismus, denen man im alltäglichen Leben aber eher seltener begegnet.

Auf diesem Fachtag geht es deshalb gerade um alltägliche Erscheinungsformen des Antisemitismus, die weniger offen, weniger kohärent und oft auch weniger radikal und ideologisch motiviert sind als die Erscheinungsformen in den genannten, politisch und weltanschaulich klar positionierten Lagern. Diesen weniger expliziten Alltagsantisemitismen soll sich die Tagung zuwenden.

Den Kern des Fachtages bildet die Auseinandersetzung mit drei Erscheinungsformen des Antisemitismus:

Antisemitische Deutungsmuster in der Alltagskommunikation von Jugendlichen
Barbara Schäuble hat untersucht, wie Jugendliche gegenwärtig über aktuellen Antisemitismus sprechen. Sie hat im gesamten Bundesgebiet Gruppeninterviews mit Jugendlichen geführt, um in diesen Gesprächen zu erfahren, wie diese über Juden, Israel, Antisemitismus denken. Ihre Analysen zeigen, wie inkohärent und widersprüchlich das Wissen und die Einstellungen der Jugendlichen sind.

Deutungsmuster unter Jugendlichen arabischer Herkunft
Bis heute wissen wir über das Ausmaß, die Erscheinungsformen und die Motive juden- und israelfeindlicher Haltungen unter Zuwanderern in den europäischen Gesellschaft relativ wenig, obwohl die diesbezüglichen Befürchtungen gerade hinsichtlich der Muslime groß und weit verbreitet sind. Günther Jikeli ist dieser Frage in qualitativen Interviews mit Jugendlichen aus zugewanderten arabischen Familien in Berlin, Paris und London vergleichend nachgegangen.

Antisemitismus im Fußballstadion
Seit einigen Jahren hören wir in Fußballstadien, in Deutschland eher in den unteren Ligen, in den Niederlanden aber auch in der höchsten Spielklasse, das Wort „Jude“ als Schimpfwort gegenüber den Spielern oder den Fans des gegnerischen Vereins oder gegenüber dem Schiedsrichter. Die Frage ist nun, ob wir es hier mit dem Ausdruck einer antisemitischen Weltanschauung zu tun haben oder was dieser subkulturelle Sprachgebrauch sonst ausdrücken könnte. Die sprachwissenschaftliche Analyse von Michael Reichelt zeigt die unterschiedlichen Bedeutungsmöglichkeiten auf.



Tagungsinformationen

Anmeldung
Bis zum 27. Mai 2010 können sich Interessierte für den Fachtag anmelden (Online-Anmeldung hier...). Fahrt- und Ünernachtungskosten können nicht erstattet werden.

Tagungsort
Reithaus im Park an der Ilm
Platz der Demokratie 5
99423 Weimar


Anfahrt

Eine Anfahrtsskizze finden Sie hier...

Infos/Kontakt
Zentralstelle Bundesprogramm
"kompetent. für Demokratie"
c/o Stiftung Demokratische Jugend
Bildungsreferentin
Constanze Kutschker
Tel. 030 - 200 789 51 (Durchwahl)

Tagungsflyer zum Download
hier...


Veranstalter

Fachtag der Zentralstelle des Bundesprogramms „kompetent. für Demokratie“ (mehr dazu hier...) in Zusammenarbeit mit der Regiestelle des Bundesprogramms „VIELFALT TUT GUT.“ (mehr dazu hier...) und in Kooperation mit dem Zentrum für Antisemitismusforschung der TU Berlin (mehr dazu hier...)

 

Projekt GegenPart – Mobiles Beratungsteam gegen Rechtsextremismus in Anhalt