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antirassistische newsletter für dessau und umgebung |
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Sagt nicht, ihr hättet von nichts gewusst Die Chronik Teil 7 | 2003 Dessau, 24. November 2003; Zum Seminar „Neonazistische Strukturen in Sachsen-Anhalt“ im Jugendclub Zoberberg, ist der Dessauer Rechtsextremist Mario A. partiell anwesend. Er stört den Ablauf der vom Dessauer Jugendamt organisierten Fortbildung nicht erheblich, schaut sich aber interessiert um. Gegen Mario A. wurde zuletzt bei der öffentlichen Präsentation den Internetportals gegen Rechts für Dessau und Umgebung ( www.projektgegenpart.org ), ein Hausverbot für das Dessauer Rathaus verhängt (siehe auch Eintrag vom 11. August 2003).
Dessau, 18. November 2003; Im Dessauer Jugendamt werden mehrere Flyer der Netzwerkstelle gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus Dessau (Projekt gegenPart) zerissen und auf dem Boden verteilt. Die Handzettel weisen auf die Veranstaltungsreihe „Braune Schattierungen in der rechten Szene“ hin, die im November und Dezember in Dessau stattfindet und in Kooperation auch vom Dessauer Bündnis gegen Rechtsextremismus getragen wird. Die zuständigen MitarbeiterInnen informieren die Ermittlungsbehörden über diese Sachbeschädigung.
Auf dem Neonaziplakat, einen V.i.s.d.P.-Verweis sucht man vergeblich, ist die Internetadresse www.nationaler-beobachter.de angegeben, was auf eine mögliche Urheberschaft aus dem Umfeld der Hallenser Nazipublikation „Nationaler Beobachter“, um dessen Führer Sven Liebig, schließen lässt. Die Gruppe um Liebig verfügt über enge Kontakte zur Dessauer Neonazigruppierung „Freie Nationalisten Dessau/Anhalt“, was sich zuletzt (Frühjahr 2003) im gemeinsamen Agieren am Rande von Friedensmahnwachen in der Dessauer Innenstadt manifestierte. Die Kultur.13 GmbH, die für die Ausstellung in Halle veranstaltend verantwortlich zeichnet, wurde vom Projekt gegenPart und dem Alternativen Jugendzentrum Dessau über die Beschädigungen der Hinweisplakate in Kenntnis gesetzt.
Dessau/Berlin, 04. November 2003; Ein vorgeblicher Mitarbeiter der rechtsextremen Wochenzeitung „Junge Freiheit“ will sich bei der Servicestelle des Bundesprogrammes Civitas (Initiativ gegen Rechtsextremismus in den Neuen Bundesländern) in Berlin über Projekte des Alternativen Jugendzentrums Dessau im Allgemeinen und über die Netzwerkstelle gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus Dessau (Projekt gegenPart) im Speziellen, telefonisch informieren. Die zuständige Mitarbeiterin verweigert die gewünschten Aussagen aus datenschutzrechtlichen Gründen und einer fehlenden Zuständigkeit.
Dessau, 02. November 2003; Gegen 03.30 werfen drei unbekannte Personen Bierflaschen auf die Fassade des Alternativen Jugendzentrums e. V. Dessau (AJZ) in der Schlachthofstr. 25. Dabei wird im Erdgeschoss eine Fensterscheibe zerstört. Die Aktion war offensichtlich geplant und wurde koordiniert durchgeführt, ein Fluchtauto mit Fahrer wartete auf die Täter, nur ca. 50 Meter vom AJZ entfernt. Eine Anzeige wegen Sachbeschädigung stellte ein Verantwortlicher des Vereins umgehend.
Dessau, 01. November 2003; In der Nacht vom 31. Oktober zum 01. November zieht eine Clique, bestehend aus 5-6 rechtsextremen Jugendlichen, durch die Innenstadt und entfernt gewaltsam Plakate, die auf eine antirassistische Veranstaltungsreihe hinweisen.
Dessau, 10. Oktober 2003; Mindestens vier neonazistische Jugendliche mit teilweise eindeutig rechtsextremer Symbolik an der Kleidung (Aufnäher „Ich bin stolz ein Deutscher zu sein“, einer „White Power“-Applikation und einem Emblem der Neonaziband „Landser) begehren Einlass beim Rock/Punk-Ausscheid des local hereos-Nachwuchsrockwettbewerbes für Dessau und Umgebung im Haus Kreuzer. Nach dem ihnen der Zutritt verweigert und ein Hausverbot ausgesprochen wurde, verabschiedet sich einer der Neonazis mit der Drohung an einen Mitarbeiter des local hereos: „Na dann bis nachher, wir sehen uns!“. Der stadtbekannte Naziaktivist Clemens W. (siehe u. A. auch Meldungen vom 25. September und 03. Oktober 2003) leitete die offensichtliche Provokation.
Dessau/Leipzig, 03. Oktober 2003; Mehrere Neonazis aus Dessau beteiligen sich an einem von Neonaziführer Christian Worch angemeldeten, rechten Aufmarsch in der Messestadt. Insgesamt ziehen 250 Rechtsextreme unter dem Motto: „S taatsterrorismus stoppen. Keine Repression gegen die Nationale Opposition" durch die Innenstadt Leipzigs. Der Dessauer Rechtsextremist Clemens W. (siehe auch Meldung vom 10. Oktober 2003) konnte unter den TeilnehmerInnen identifiziert werden.
Dessau, 02. Oktober 2003; Antifaschisten nehmen im Dessauer Stadtteil Süd mehrere Dutzend neonazistische Schmierereien wahr. Unter anderem im Bereich der Viethstr., der Stenischen Straße und der Ludwigshafener Str. konnten SS-Runen, Hakenkreuze, Reichsadler, SA-Applikationen, „White Power“-Symbole, germanische Runen und textliche Huldigungen an den Hitlerstellvertreter Rudolph Hess dokumentiert werden. Entsprechende Anzeigen nach Paragraf 86a STGB ( Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen) wurden bei den zuständigen Behörden eingereicht.
Bitterfeld, 02. Oktober 2003; Gegen 23.00 Uhr kam es am Bitterfelder Bahnhof erneut (siehe auch Meldung vom 23. August 2003) zu einem neonazistisch motivierten Übergriff. Vier alternative Jugendliche hielten sich in der Bahnhofshalle auf und nahmen eine Gruppe von 3 Neonazis wahr. Diese unternahmen vorläufig nichts, verfielen aber beim Anblick der Alternativen in hektische Betriebsamkeit. Kurz darauf betrat eine andere, etwa 10 Personen starke, Neonaziclique die Szenerie. Ob diese nur zufällig mit einem Zug ankam, auf der Durchreise war oder gezielt an den Ort des Geschehens gelotst wurde, bleibt spekulativ. Nun in numerischer Überzahl, traten die Rechtsextremen mit augenscheinlichen Gewaltabsichten an die Linken heran und bedachten diese mit mind. zwei Faustschlägen und einem Tritt. Zu dem wurde eines der Opfer vom Fahrrad gestoßen. In dieser heiklen Situation informierte einer der bedrohten telefonisch das zuständige Polizeirevier. Dabei erfuhr er, dass die Beamten nicht zu einem Einsatz bereit wären, schließlich würden sich vor dem Bahnhofsgebäude bereits mehrere Polizeifahrzeuge nebst InsassInnen aufhalten. Von dieser verstärkten Präsenz allerdings, merkten die Betroffenen in der Bedrohungssituation nicht das geringste. Einen Angestellten der Bahn informierte dann schließlich nochmals die Polizei, die dann endlich eingriff.
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Jahrgang 2003 | Ausgabe 09 | 04. Dezember 2003 |