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Die Chronik  
 
2003 2. Halbjahr

Dessau, 30. Juni 2003; Am 30. Juni  wurde ein afrikanischer Flüchtling Opfer eines Übergriffes von Zivilbeamten der Polizei am Dessauer Stadtpark
Am Nachmittag des 30.Juni 2003 befand sich der Betroffene auf der Lohmannstrasse im Bereich des Dessauer Stadtparkes, als er plötzlich von 3 Männern verfolgt und am Hals gepackt wurde.
Auf seine Frage: "Was wollen Sie von mir?", bedeckte einer der Männer sein Gesicht mit einer Hand und drückte mit der anderen auf seinen Hals, so dass er nicht mehr sprechen konnte. Anschließend wurde das Opfer zu Boden gerissen und mit Handschellen gefesselt.
Auf die nochmalige Frage was dies solle, erfolgten weitere tätliche Handlungen (Schläge in den Bauchbereich, Tritte ins Gesäß) der Zivilbeamten und  erst dann erhielt er die Antwort: "Polizei!".
Die durchgeführte Durchsuchung und Leibesvisitation bei dem Flüchtling verlief ergebnislos.
Zum Zwecke der Identitätsfeststellung, obwohl er sich mittels Dokumenten ausweisen konnte, wurde das Opfer auf eine Polizeistation verbracht.
Dort erfolgte eine erneute Leibesvisitation. Insgesamt verbrachte das Opfer fast 2 Stunden in Polizeigewahrsam.
Der Betroffene stellte gegen die Zivilbeamten der Polizei Anzeige wegen Körperverletzung im Amt.
Dieser erneute Zwischenfall im Bereich des Dessauer Stadtparks reiht sich ein in eine ganze Abfolge von ethnisch motivierten Kontrollen und repressiven Maßnahmen gegen AusländerInnen. Wer nur ansatzweise der afrikanischen Minderheit zu zurechnen ist, ist in dieser Logik potentiell kriminell und der Gefahr einer oftmals grundlosen Kriminalisierung ausgesetzt.
Viele AusländerInnen meiden aus diesem Grund bereits den Stadtpark. Dies ist ein unhaltbarer Zustand.

Wulfen (Landkr. Köthen), 12. Juli 2003

Aus einer Gruppe von mindestens 6 Neonazis, aus dem Umfeld der äußerst aktiven Organisation „Kameradschaft Köthen“, heraus, wurde ein alternativer Jugendlicher auf der Tanzfläche einer Open Air-Disko ins Gesicht geschlagen und getreten. Die Tat verfolgten Dutzende von Zeugen, unternahmen allerdings nichts. Als der Betroffen zusammen mit einem anderen linken Jugendlichen das Heimatfest verlassen wollte, wurden die zwei erneut von den Nazischlägern tätlich angegriffen. Das Opfer hatte u. A. eine Risswunde im Mund und eine Kieferprellung zu beklagen.

 

Dessau, 21. Juli 2003

Am Montag, den 21. Juli 2003, ereignete sich gegen 23.00 Uhr in der Reinickestrasse in Dessau-Nord erneut ein schwerer Übergriff von zwei stadtbekannten Neonazis auf einen alternativen Jugendlichen (20).

Das Opfer ging in einer Gruppe mit zwei weiteren Personen die besagte Reinickestrasse entlang, als sie plötzlich neben sich einen langsam fahrenden PKW bemerkten.

Ohne Vorwarnung und mit Sprüchen wie „Jetzt kriegt ihr eine ab“, sprangen zwei Neonazis aus dem Auto. Während zwei Personen der so attackierten Gruppe flüchten konnten, wurde das Opfer von einem der Angreifer ins Gesicht und im Bereich des linken Ohres mit Faustschlägen malträtiert und fiel schließlich zu Boden.

Auf der Erde liegend, wurde der Betroffene von beiden Rechtsextremen mit Fußtritten in den Rückenbereich tätlich angegriffen.

Die Angreifer rannten schließlich zu ihrem PKW (Amtliches Kennzeichen: DE-RH 22), wendeten diesen und steuerten das Fahrzeug mit hoher Geschwindigkeit genau auf die Stelle des Gehweges zu, wo das Opfer gerade im Begriff war, wieder auf zu stehen. Nur durch eine schnelle Reaktion und ein seitliches Abrollen entging das Opfer einem Überfahren.

Nach dieser erneuten Attacke stieg nochmals ein Neonazi aus dem Wagen aus und trat den Jugendlichen.

Der Betroffene musste zwei Tage stationär behandelt werden und hat u. A. mehrere Hautabschürfungen und einen Anriss des Trommelfells zu beklagen.

Von amtswegen wurde Anzeige erstattet.

Der Betroffene behält sich weitere juristische Schritte vor.

Dessau, 08./09. August 2003

In der Nacht vom 08. zum 09. August wurden im Bereich des Thomas-Müntzer-Clubs in Dessau Süd Werbeschilder und Straßenabsperrungsanlagen mit Hakenkreuzen, SS-Runen und „88“-Schmierereien versehen. Darüber hinaus konnten im näheren Umfeld der Jugendeinrichtung mindestens 200 neonazistische Aufkleber mit dem Spruch „Mord (...) Rudolf Hess“ festgestellt werden. Offensichtlich handelt es sich bei diesen Propagandadelikten um gezielte Aktionen der hiesigen Neonaziszene gegen ein Straßenfest mit Open Air, unter dem Label „Dessau Allstars“, am 09. August vor dem Thomas-Müntzer-Club. Der Club wird partiell auch von rechtsextremen und neonazistischen Jugendlichen frequentiert. Das Open Air wurde u. A. von antirassistischen Initiativen unterstützt und durchgeführt.

Es wurde Anzeige nach Paragraph 86a STGB (Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen) gegen Unbekannt erstattet.

Dessau, 11. August 2003

Bei einer öffentlichen Präsentation eines Internetportals gegen Rechts für Dessau und Umgebung im Dessauer Rathauses, gesellen sich auch zwei stadtbekannte Neonazis unter die Gäste der Veranstaltung. Nach dem die veranstaltende Netzwerkstelle gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus Dessau (Projekt gegenpart) zu verstehen gibt, dass die Präsentation nicht während der Anwesenheit der Rechtsextremen beginnen wird, verweist eine Mitarbeiterin der Stadtverwaltung die ungebetenen Gäste des Raumes. Diese jedoch kommen der Aufforderung nicht nach. Schließlich erteilen eingetroffene Polizeibeamte einen Platzverweis und setzen das Hausrecht durch. Die Präsentation beginnt und verläuft störungsfrei.

Dessau, 12. August 2003

Neonazistische Aufkleber im Kontext der so genannten „Hess-Aktionstage 2003“ (siehe auch Meldung vom 09. August 2003), AntifaschistInnen entfernten am 10. August im Bereich Dessau-Süds erst hunderte von diesen, werden in noch größeren Stückzahlen in den Stadtteilen Süd, Innerstädtisch-Nord, Innerstädtisch-Mitte und Dessau-West festgestellt. Als Herausgeber der braunen Sticks firmiert das „Nationale und Soziale Aktionsbündnis Mitteldeutschland“ (NSAM) mit Sitz in Berlin. Die Aufkleber und anderes Propagandamaterial im Kontext der oben aufgeführten rechtsextremistischen Kampagne, kann über die Homepage der Gruppierung „Nationaler Widerstand Berlin-Brandenburg“ (NWBB) bezogen werden.

Dessauer AntifaschistInnen bemühen sich in den darauf folgenden Tagen, die Nazipropaganda wieder relativ flächendeckend aus dem Stadtbild zu tilgen.

Aken (Landkr. Köthen), 15. August 2003

Am Rande des Akener Stadtfestes wird ein alternativer Jugendlicher (13) von Neonazis tätlich angegriffen und mit Schlägen ins Gesicht malträtiert. Die Rechtsextremen sprangen aus einem Auto (amtl. Kennzeichen BBG - ??? [für Landkreis Bernburg]) und schlugen auf das Opfer ein. Ein weiterer linker Jugendlicher wird ebenfalls zum besagten Stadtfest von mehreren rechtsorientierten Männern aus Aken geschlagen. Er trägt mehrere Hämatome und Risswunden im Gesichtsbereich davon. Diese Schläger werden von der Polizei vorläufig fest genommen.

Aken (Landkr. Köthen), 16. August 2003

Der bekannte Neonaziaktivist aus dem Umfeld der so genannten Anti-Antifa, Mario Hesse aus Köthen, besucht die „Akener Rocknacht“, auf der mehrere Bands mit antifaschistischen/antirassistischen Background spielen. Sein Anliegen, Besucher und Bandmitglieder des Konzerts bildlich zu dokumentieren, wird erkannt und Hesse von dem Event entschlossen und bestimmt vertrieben.

Wunsiedel (Bayern)/Köthen, 16. August 2003

Mehr als 2000 Neonazis aus dem gesamten Bundesgebiet und dem benachbarten Ausland marschieren in der bayerischen Kleinstadt zu Ehren des Hitlerstellvertreters Rudolf Hess. Neben der Glorifizierung des NS-Verbrechers und der verbrecherischen Deutschen Wehrmacht, werden im Umfeld des Aufmarsches unzählige Straftaten begangen und mindestens 70 Neonazis in Gewahrsam genommen.

Unter den TeilnehmerInnen sind auch die Köthener Neonazikader Andreas Reiche und Sebastian Dankowski. Im Vorfeld des bundesweiten Neonaziaufmarsches hat auch die hiesige rechte Szene (siehe Einträge vom 08./09. und 12. August 2003) Aktivitäten im Kontext entfaltet.

Bitterfeld, 23. August 2003; Gegen 02.00 Uhr wird ein Bitterfelder Ingenieur (45) von vier Neonazis vor dem Bahnhofsgebäude wegen seiner Hautfarbe mit rassistischen Sprüchen belegt, bedroht und schließlich von den Tätern umringt und geschlagen. Darüber hinaus wird ihm sein Aktenkoffer geraubt. Nach seiner Flucht ins Bahnhofsgebäude hat das Opfer das seltene Glück, dass sich ein Passant den verfolgenden Neonazis nähert und sie ob ihrer Tat zu Rede stellt. So eine Dosis Zivilcourage vertragen die Angreifer offensichtlich nicht: Sie flüchten. An dem Übergriff war u. A. der stadtbekannte Aktivist der rechten Szene, Andreas Fechner, sowie der Rechtsextremist Schumann beteiligt. Fechner trat zuletzt mit einem tätlichen Angriff, auf einen Teilnehmer einer antifaschistischen Spontandemonstration am 17. Mai in Bitterfeld, in Erscheinung. Mittlerweile konnten durch die zuständigen Strafverfolgungsorgane alle Tatbeteiligten ermittelt werden. Gegen einen der Täter erließ die Dessauer Staatsanwaltschaft Haftbefehl.

Köthen, 24. August 2003; Mehrere bekannte Neonazis aus Köthen und Dessau, unter ihnen Mario Hesse (siehe auch Eintrag vom 16. August 2003) und der Dessauer Rechtsextremist Dannemann, warten offensichtlich gezielt auf die Ankunft eines Zuges, in dem Rückreisende von einem größeren Punkkonzert zu erwarten sind. Drei tatsächlich ankommende alternative Jugendliche, werden von den Neonazis eingeschüchtert und verbal bedroht. Nur durch die Hilfe eines unterstützend heraneilenden Antifaschisten, verläuft der Vorfall für die Punker glimpflich.

Bitterfeld, 27. August; Etwa 10-15 Neonazis versammeln sich in den Nachmittagsstunden am Bitterfelder Bahnhof, trinken Alkoholika und pöbeln PassantInnen und Reisende an. Ein alternativer Jugendlicher (21) der mit einem Zug ankommt, wird direkt bedroht und verbal beleidigt. Nur mit viel Glück und Kreativität gelingt ihm die Flucht und er übersteht die Situation unverletzt.

Dessau, 28. August 2003; Auf dem israelitischen Friedhof in Dessau sind drei Grabsteine aus ihrem Sockel gehoben und umgelegt worden. Die Polizei ermittelt wegen gemeinschaftlicher Sachbeschädigung und hat bislang keinen Hinweis auf die Täter, die fachmännisch vorgegangen seien. Die Steine selbst seinen nicht beschädigt worden. Laut Alexander Wassermann, Vorstand der jüdischen Gemeinde zu Dessau, sei dies der dritte Fall innerhalb von zwei Monaten in Sachsen-Anhalt.

(Quelle: Mitteldeutsche Zeitung/Anhalt Kurier, 29. August 2003)

Dessau/Zerbst (Landkreis Anhalt-Zerbst), 19. September 2003; Im Dessauer Stadtteil Nord und der Stadt Zerbst werden von Antifaschisten mehrere neonazistische Aufkleber im inhaltlichen Kontext der so genannten „Anti-Antifa“ festgestellt. Auf den rechten Propagandaträgern steht u. A. zu lesen: „Rote Banden zerschlagen – Kommt zur Anti-Antifa“. Als Herausgeber firmiert ein „Nationales und Soziales Aktionsbündnis Mitteldeutschland“ mit Sitz in Wolgast (Mecklenburg Vorpommern). Die Anti-Antifa ist ein im Verborgenen arbeitender Teilbereich innerhalb der Neonaziszene, der Daten und Bildmaterial von vermeintlichen politischen GegnerInnen sammelt (GewerkschafterInnen, PolitikerInnen, AntifavertreterInnen etc.) und zum Teil in szeneinternen Publikationen veröffentlicht.

Köthen, 20. September 2003; Ein alternativer Jugendlicher wird nach einem Konzertbesuch (siehe weiteren Eintrag vom 20. Sept.) ,an der Köthener Jet-Tankstelle, aus einer Gruppe von mehreren Neonazis heraus (unter ihnen Steffen Bösener), tätlich angegriffen und einmal mit der Faust ins Gesicht geschlagen.

Auf seiner Flucht hält das Opfer danach in Panik einen PKW an, um die Insassen um Hilfe zu bitten. In dem Auto allerdings, sitzen ebenfalls mindestens zwei Neonazis. Diese steigen aus dem Wagen, entwenden dem Jugendlichen mehrere Flaschen Bier und zerstören diese zum Teil. Bei einem der Wageninsassen handelte es sich um den Köthener Naziaktivisten Mario Hesse.

Köthen, 20. September 2003; Auf einem Jugendfest mit anschließendem Open Air im Köthener Skaterpark tauchen mehrere Neonazis auf. Unter ihnen befindet sich der überregional bekannte rechte Kader Andreas Reiche (Kameradschaft Köthen), sowie der Rechtsextremist Steffen Bösener. Nach dem engagierte Antifaschisten die Veranstalter auf den braunen Besuch aufmerksam gemacht haben, erteilt dieser der Neonaziclique Hausverbot. Nach einigen Minuten verlassen die Rechten sichtlich frustriert das Open Air.

Dessau, 25. September 2003; Fünf Neonazis stiegen gegen 18.45 Uhr am Dessauer Hauptbahnhof in eine Straßenbahn ein und skandierten dabei „Sieg Heil!“ und “Ausländer raus!“. Offensichtlich waren die fremdenfeindlichen Parolen an drei farbigen Migranten gerichtet, die sich bereits in der Straßenbahn aufhielten. Nach einer Station verließ die rechte Clique die Straßenbahn an der Haltestelle „Theater“ wieder. Dort traf sie auf eine weitere Gruppierung, die aus ca. 10 Rechtsextremen bestand. Unter ihnen der Dessauer Neonaziaktivist Clemens Wendorf, der in den vergangenen Monaten u. A. am Rande von Kundgebungen an der Dessauer Friedensglocke, in Erscheinung trat (siehe auch Meldungen...).

 

Bitterfeld, 02. Oktober 2003; Gegen 23.00 Uhr kam es am Bitterfelder Bahnhof erneut (siehe auch Meldung vom 23. August 2003) zu einem neonazistisch motivierten Übergriff. Vier alternative Jugendliche hielten sich in der Bahnhofshalle auf und nahmen eine Gruppe von 3 Neonazis wahr. Diese unternahmen vorläufig nichts, verfielen aber beim Anblick der Alternativen in hektische Betriebsamkeit. Kurz darauf betrat eine andere, etwa 10 Personen starke, Neonaziclique die Szenerie. Ob diese nur zufällig mit einem Zug ankam, auf der Durchreise war oder gezielt an den Ort des Geschehens gelotst wurde, bleibt spekulativ. Nun in numerischer Überzahl, traten die Rechtsextremen mit augenscheinlichen Gewaltabsichten an die Linken heran und bedachten diese mit mind. zwei Faustschlägen und einem Tritt.

Zu dem wurde eines der Opfer vom Fahrrad gestoßen.

In dieser heiklen Situation informierte einer der bedrohten telefonisch das zuständige Polizeirevier. Dabei erfuhr er, dass die Beamten nicht zu einem Einsatz bereit wären, schließlich würden sich vor dem Bahnhofsgebäude bereits mehrere Polizeifahrzeuge nebst InsassInnen aufhalten. Von dieser verstärkten Präsenz allerdings, merkten die Betroffenen in der Bedrohungssituation nicht das geringste.

Einen Angestellten der Bahn informierte dann schließlich nochmals die Polizei, die dann endlich eingriff.

 

Dessau, 02. Oktober 2003; Antifaschisten nehmen im Dessauer Stadtteil Süd mehrere Dutzend neonazistische Schmierereien wahr. Unter anderem im Bereich der Viethstr., der Stenischen Straße und der Ludwigshafener Str. konnten SS-Runen, Hakenkreuze, Reichsadler, SA-Applikationen, „White Power“-Symbole, germanische Runen und textliche Huldigungen an den Hitlerstellvertreter Rudolph Hess dokumentiert werden. Entsprechende Anzeigen nach Paragraf 86a STGB (Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen) wurden bei den zuständigen Behörden eingereicht.

 

Dessau/Leipzig, 03. Oktober 2003; Mehrere Neonazis aus Dessau beteiligen sich an einem von Neonaziführer Christian Worch angemeldeten, rechten Aufmarsch in der Messestadt. Insgesamt ziehen 250 Rechtsextreme unter dem Motto: „Staatsterrorismus stoppen. Keine Repression gegen die Nationale Opposition" durch die Innenstadt Leipzigs. Der Dessauer Rechtsextremist Clemens W. (siehe auch Meldung vom 10. Oktober 2003) konnte unter den TeilnehmerInnen identifiziert werden.

 

Dessau, 10. Oktober 2003; Mindestens vier neonazistische Jugendliche mit teilweise eindeutig rechtsextremer Symbolik an der Kleidung (Aufnäher „Ich bin stolz ein Deutscher zu sein“, einer „White Power“-Applikation und einem Emblem der Neonaziband „Landser) begehren Einlass beim Rock/Punk-Ausscheid des local hereos-Nachwuchsrockwettbewerbes für Dessau und Umgebung im Haus Kreuzer. Nach dem ihnen der Zutritt verweigert und ein Hausverbot ausgesprochen wurde, verabschiedet sich einer der Neonazis mit der Drohung an einen Mitarbeiter des local hereos: „Na dann bis nachher, wir sehen uns!“.

Der stadtbekannte Naziaktivist Clemens W. (siehe u. A. auch Meldungen vom 25. September und 03. Oktober 2003) leitete die offensichtliche Provokation.

 

Dessau, 01. November 2003; In der Nacht vom 31. Oktober zum 01. November zieht eine Clique, bestehend aus 5-6 rechtsextremen Jugendlichen, durch die Innenstadt und entfernt gewaltsam Plakate, die auf eine antirassistische Veranstaltungsreihe hinweisen.

 

Dessau, 02. November 2003; Gegen 03.30 werfen drei unbekannte Personen Bierflaschen auf die Fassade des Alternativen Jugendzentrums e. V. Dessau (AJZ) in der Schlachthofstr. 25. Dabei wird im Erdgeschoss eine Fensterscheibe zerstört. Die Aktion war offensichtlich geplant und wurde koordiniert durchgeführt, ein Fluchtauto mit Fahrer wartete auf die Täter, nur ca. 50 Meter vom AJZ entfernt. Eine Anzeige wegen Sachbeschädigung stellte ein Verantwortlicher des Vereins umgehend.

 

Dessau/Berlin, 04. November 2003; Ein vorgeblicher Mitarbeiter der rechtsextremen Wochenzeitung „Junge Freiheit“ will sich bei der Servicestelle des Bundesprogrammes Civitas (Initiativ gegen Rechtsextremismus in den Neuen Bundesländern) in Berlin über Projekte des Alternativen Jugendzentrums Dessau im Allgemeinen und über die Netzwerkstelle gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus Dessau (Projekt gegenPart) im Speziellen, telefonisch informieren. Die zuständige Mitarbeiterin verweigert die gewünschten Aussagen aus datenschutzrechtlichen Gründen und einer fehlenden Zuständigkeit.

 

Dessau, 18. Dezember 2003; Am Dessauer Hauptbahnhof fordert ein optisch der rechten Szene zuzuordnender Mann (eindeutig Symbolik an der Kleidung) einen alternativen Jugendlichen auf, seine Stiefel auszuziehen. Nach dem der Jugendliche dieses Ansinnen energisch zurück weißt, streckt der Neonazi die Hand zum „Hitlergruß“ aus. Darauf hin stellt der Betroffene, bei Beamten des Bundesgrenzschutzes (BGS), Anzeige nach Paragraph 86a STGB (Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen) .

Dessau, 01. Dezember 2003; Im Stadtteil Dessau-Nord wird in der Rabestraße/Ecke Wörlitzerstr. ein Plakat der neonazistischen NPD festgestellt. Auf der rechtsextremen Publikation ist im Detail zu lesen: „Zukunft und Arbeit für ein besseres Deutschland NPD- Die Nationalen“.

Halle(Saale)/Dessau, 29. November 2003; Insgesamt 500 Neonazis marschieren in Halle gegen die Ausstellung „Verbrechen der Wehrmacht – Dimension des Vernichtungskrieges 1941-1944“ auf. Unter den rechtsextremen DemonstrationsteilnehmerInnen können auch 15 Mitglieder und SympathisantInnen der Dessauer Neonazigruppe „Freie Nationalisten Dessau/Anhalt“, u. a. nachweislich Clemens W. und Steffen V., lokalisiert werden.

Dessau, November/Dezember 2003; Im November 2003 werden interessierte AntifaschistInnen erstmals, auf eine stümperhaft gestaltete, neonazistische Website Dessauer Rechtsextremisten aufmerksam. Unter der Adresse www.dessauer-jungs.de.vu , ist die braune Propaganda im Netz zu finden. Bereits auf der Startseite ist die ideologische Zielrichtung unverkennbar. Neben einem stilisierten White Power-Symbol, ist dort in großen Lettern der Satz zu lesen: „Gegen Linke Gewalt und Kinderschänder“. Das Logo der Site lässt an Eindeutigkeit kaum noch Zweifel aufkommen. Ein nationalsozialistischer Reichsadler wurde hier leicht modifiziert und weist im Krallenkreis statt des Hakenkreuzes, das Kürzel „DJ“ für „Dessauer Jungs“ auf.

In der Rubrik „Bilder“ werden neben einer Ansicht von der Fassade des Alternativen Jugendzentrums in Dessau (AJZ), auch Bilder vermeintlich linker Jugendlicher publiziert. Im Link-Bereich verweist die Site u. A. auf das regional bedeutsame, rechtsextremistische Internetportal „Nationaler Beobachter Halle“. Als Kontakt, ein Impressum im Sinne des Presserechtes fehlt völlig, wird eine nicht näher zu verifizierende „Kameradschaft Dessau“ angegeben.

 

Dessau, 17. November 2003; Am 17. November konnten im Stadtgebiet Dessaus mehrere, vermutlich von Neonazis überklebte, Plakate festgestellt werden, die auf die zur Zeit in Halle/Saale gastierende Ausstellung „Verbrechen der Wehrmacht – Dimension des Vernichtungskrieges 1941-1945“, hinweisen.

Die entsprechenden Aufsteller wurden mit mindestens 2 Versionen von Plakaten überklebt, die nicht nur potentielle BesucherInnen der Ausstellung des Hamburger Institutes für Sozialforschung mittels nationalsozialistischen Vokabulars diskreditieren, sondern darüber hinaus für einen Neonaziaufmarsch gegen die Ausstellung am 29. November 2003 in Halle mobilisieren.

 

Der Inhalt der neonazistischen Publikationen im Wortlaut:

# Plakat Version 1

„Die Nazis kommen wieder. Am 29. November in Halle S. Keine Angst, zittern sollten nur: NESTBESCHMUTZER, VOLKSVERRÄTER, VOLKSBETRÜGER, VOLKSVERHETZER, Feinde der Meinungsfreiheit. Unsere Großväter waren Helden! Halle die Stadt der NAZIS

 

# Plakat Version 2

„Die Nazis kommen wieder. Am 29. November in Halle S. Antiwehrmachtsausstellung boykottieren! Halle die Stadt der NAZIS

Die Antiwehrmachtsausstellung kostet der Stadt, welche durch Häussler und Co. zu Grunde gewirtschaftet wurde, ein Heidengeld. Fordern Sie die Offenlegung der Kosten-Nutzen-Rechnung dieser offensichtlich erneuten Steuergeldverschwendung. Es kann nicht sein, dass die Stadtverwaltung sich symbolisch bankrott erklärt und sich gleichzeitig den Luxus dieser Lügenausstellung leistet. Verhindern Sie, dass ihre Kinder durch den Druck von umerzogenen Lehrern gezwungen werden, sich dieses Blendwerk anzusehen. Sie haben das Recht, dies zu verweigern! Nehmen Sie es wahr!

Diese Initiative wird unterstützt durch:

Schülervertretungen verschiedener Hallenser Schulen, Fussballfans (u. a. HFC-Chemie, Brauner Stern Halle) Der Initiative Sport statt Gewalt. Vielen Vertretern quer durch alle Parteien und Bürgerinitiativen.

Die Umerziehung muss ein Ende haben – Wir haben genug bezahlt!

 

Auf dem Neonaziplakat, einen V.i.s.d.P.-Verweis sucht man vergeblich, ist die Internetadresse www.nationaler-beobachter.de angegeben, was auf eine mögliche Urheberschaft aus dem Umfeld der Hallenser Nazipublikation „Nationaler Beobachter“, um dessen Führer Sven Liebig, schließen lässt.

Die Gruppe um Liebig verfügt über enge Kontakte zur Dessauer Neonazigruppierung „Freie Nationalisten Dessau/Anhalt“, was sich zuletzt (Frühjahr 2003) im gemeinsamen Agieren am Rande von Friedensmahnwachen in der Dessauer Innenstadt manifestierte.

Die Kultur.13 GmbH, die für die Ausstellung in Halle veranstaltend verantwortlich zeichnet, wurde vom Projekt gegenPart und dem Alternativen Jugendzentrum Dessau über die Beschädigungen der Hinweisplakate in Kenntnis gesetzt.

 

Dessau, 18. November 2003; Im Dessauer Jugendamt werden mehrere Flyer der Netzwerkstelle gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus Dessau (Projekt gegenPart) zerissen und auf dem Boden verteilt. Die Handzettel weisen auf die Veranstaltungsreihe „Braune Schattierungen in der rechten Szene“ hin, die im November und Dezember in Dessau stattfindet und in Kooperation auch vom Dessauer Bündnis gegen Rechtsextremismus getragen wird.

Die zuständigen MitarbeiterInnen informieren die Ermittlungsbehörden über diese Sachbeschädigung.

 

Dessau, 24. November 2003; Zum Seminar „Neonazistische Strukturen in Sachsen-Anhalt“ im Jugendclub Zoberberg, ist der Dessauer Rechtsextremist Mario A. partiell anwesend. Er stört den Ablauf der vom Dessauer Jugendamt organisierten Fortbildung nicht erheblich, schaut sich aber interessiert um. Gegen Mario A. wurde zuletzt bei der öffentlichen Präsentation den Internetportals gegen Rechts für Dessau und Umgebung ( www.projektgegenpart.org ), ein Hausverbot für das Dessauer Rathaus verhängt (siehe auch Eintrag vom 11. August 2003).

 

Halle(Saale)/Dessau, 29. November 2003; Insgesamt 500 Neonazis marschieren in Halle gegen die Ausstellung „Verbrechen der Wehrmacht – Dimension des Vernichtungskrieges 1941-1944“ auf. Unter den rechtsextremen DemonstrationsteilnehmerInnen können auch 15 Mitglieder und SympathisantInnen der Dessauer Neonazigruppe „Freie Nationalisten Dessau/Anhalt“, u. a. nachweislich Clemens W. und Steffen V., lokalisiert werden.

 

Dessau, 01. Dezember 2003; Im Stadtteil Dessau-Nord wird in der Rabestraße/Ecke Wörlitzerstr. ein Plakat der neonazistischen NPD festgestellt. Auf der rechtsextremen Publikation ist im Detail zu lesen: „Zukunft und Arbeit für ein besseres Deutschland NPD- Die Nationalen“.

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Chronik > 2003 2.Halbjahr