Ein Resümee zur Ausstellung „Tatort Stadion“ in Dessau
Am 22. Oktober schloss die Ausstellung „Tatort Stadion – Rassismus und Diskriminierung im Fußball“, unter der Schirmherrschaft des DGB-Landeschefs Udo Gebhardt, ihre Pforten in Dessau. Über 300 BesucherInnen fanden in der 3wöchigen Ausstellungsdauer den Weg ins Liboriusgymnasium.
Ein umfangreiches Rahmenprogramm mit insgesamt vier Begleitveranstaltungen, zog noch einmal weitere 120 Gäste an. Zur Eröffnungsveranstaltung am 4. Oktober, unter den interessierten Blicken des Dessauer Sportamtsleiters Ralph Hirsch, betonte der Direktor des Liboriusgymnasiums Heese, wie wichtig der Schule dieses Ereignis wäre. Deshalb habe man bei der Anfrage auch nicht gezögert zu zusagen und die Aula des Gymnasiums dafür kostenfrei zur Verfügung gestellt.
In einem weiteren Grußwort setzte das Mitglied des Deutschen Bundestages, Dr. Angelika Klein (PDS), den Ausstellungsinhalt in einen unmittelbaren Zusammenhang mit den jüngsten Wahlerfolgen rechtsextremistischer und neonazistischer Parteien in Sachsen und Brandenburg. Klein sprach sich dafür aus: „Genau hinzuschauen, was da in deutschen Fußballstadien abgeht“.
Die Ausstellung konnte in Dessau erst durch die tatkräftige Unterstützung und Förderung von Miteinander e. V., der Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt, des Alternativen Jugendzentrums e. V. Dessau und des Bildungsverein Elbe Saale e. V. realisiert werden.
Roman Ronneberg, Geschäftsführer des Vereins Miteinander e. V., machte die Notwendigkeit einer solchen Ausstellung, gerade jetzt und gerade in Sachsen-Anhalt, deutlich. Im ersten Halbjahr 2004 hätte es im Bundesland 66 rechtsextremistisch motivierte Gewalt- und Propagandadelikte gegeben, davon alleine 25 im Bereich der Polizeidirektion Dessau. „Fußball ist spätestens in den 90iger Jahren zur Erlebniswelt der Rechtsextremisten geworden“, bringt Ronneberg die Intention der Schau zum Ausdruck.
Gerd Dembowski, Buchautor, einer der maßgeblichen Ausstellungsmacher und seit 1993 Mitglied im „Bündnis aktiver Fußballfans“ (BAFF), spricht dann in seiner Einführung Klartext. Dass Rassismus und Diskriminierung in Stadien ein wirkliches Problem sei, zeige allein schon die Existenz der Initiative BAFF. Diese engagiere sich schon seit über zehn Jahren gegen Rassismus und verfüge bundesweit über immer hin 7000 Mitglieder.
Der Ausstellungsort Dessau, so erfährt der interessierte Zuhörer, sei nun mehr schon die 33 Station des Sammelsuriums. Dembowski und seine Kollegen arbeiten derzeit schon wieder an einem anderen Ausstellungsprojekt, dass sich explizit mit Rassismus im Amateurfußball beschäftigt, und voraussichtlich in 2 Jahren auf Tournee gehen wird.
Die Ausstellung versuche primär, Vorfälle, Ereignisse und Tendenzen in den Stadien zu beleuchten. Die Ausstellung habe gezeigt, so Dembowski, dass neonazistische Aktivitäten im Fußballumfeld keine temporären Einzelfälle seien, sondern viel mehr zum Alltag gehörten. Dass diese Analyse manchmal im Gegensatz zu offiziellen Verlautbarungen des Deutschen Fußball Bundes (DFB) steht, bestärkte die Macher nur noch zusätzlich, mit der Thematisierung nicht locker zu lassen. Natürlich habe die Ausstellung auch einen präventiven Bildungscharakter. „Zuerst gehe es darum aufzuklären und mit dem Thema nicht hysterisch umzugehen“, konstatiert Dembowski.
Konsequenterweise zeigt die Ausstellung auch aktuelle Erscheinungsformen des Antisemitismus, der in den Stadien omnipräsent sei. Dembowski wies darauf hin, dass es in der Bundesrepublik nicht einen einzigen jüdischen Fußballverein gebe. Kein Wunder, werden doch die Schiedsrichter sehr oft als Juden beschimpft und auch das unsägliche „Auschwitzlied“, gehöre zum Reportaire vieler Fans.
Dass es auch anders geht, bewiesen Fans des SV Dessau 05, quasi als Abschlussaktion zur Ausstellung, beim Oberligaspiel gegen VFC Plauen am 22. Oktober im Paul Greifzu-Stadion. Sie entrollten vor dem Spiel ein Transparent mit der Aufschrift: „SV Dessau 05-Fans gegen Rassismus und Diskriminierung – Dem Ball ist es egal, wer ihn tritt“. Darüber hinaus verlass der Fansprecher Tilo Giesbers eine Erklärung, die sich ganz klar gegen jegliche Formen von Rassismus und Diskriminierung im Sport aussprach. Eine klare Positionierung, die unbedingt zur Nachahmung empfohlen werden kann.
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