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Dokumentation „Mit fremden Augen“

ein LOS Mikroprojekt




Dokumentation „Mit fremden Augen“ ein LOS Mikroprojekt

Durchgeführt von der Bildungswerkstatt Dessau-Wörlitzer Gartenreich e.V. in Zusammenarbeit mit dem Multikulturellen Zentrum Dessau e.V.

1. Idee

Das Projekt „Mit fremden Augen“ soll dabei helfen, unseren ausländischen Mitbürgern regionale Kultur und Geschichte, deren Besonderheiten und Potentiale zu vermitteln, sowie auf gegenwärtige Wandlungs- und Erneuerungsprozesse hinzuweisen.
Dadurch hoffen wir, die soziale und kulturelle Integration von Flüchtlingen, Ausländern und Aussiedlern zu unterstützen, als auch Toleranz und gegenseitiges Verständnis zwischen den verschiedenen Gruppen, unabhängig von ihrer Abstammung, ethischer, kultureller oder religiöser Zugehörigkeit voranzutreiben.
Gleichzeitig soll diese Projekt Modellcharakter für andere Orte und Regionen haben, in denen Entwürfe für soziale und kulturelle Integration ausländischer Bürger, zur regionalen Entwicklung notwendig sind und Instrumente im Gespräch mit Ausländern und Institutionen gesucht werden. Wir versuchen durch die kulturellen Bildung die „Integrationstür“ für hier lebende ausländische Bürger zu öffnen.

Über die Medien Fotografie und Film soll ausländischen Mitbürgern die Möglichkeit gegeben werden, ihre neue Heimat zu dokumentieren und diese Sicht einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Die bewusste Auswahl von Bildern regt eine intensive Auseinandersetzung mit der Region an und soll gleichzeitig das Interesse für eine kreative Beschäftigung mit ihrer Umwelt wecken. Höhepunkt der gemeinsamen Arbeit werden Bildungsreisen an kulturell prägende Orte der Region sein. Diese Ausflüge sind zum einen geeignet um eine andere Art Deutschunterricht zu veranstalten. Dafür werden mit einem ansässigen Reiseunternehmen spezielle Führungen erarbeitet und Reiseführer geschult. Zum anderen sind die Ausflüge ein wichtiges Element für die Belebung der Gruppendynamik. Auch die Ausflüge werden sowohl von den Teilnehmern als auch von Medienpädagogen dokumentiert. Das Ergebnis dieses Prozesses wird eine Ausstellung dokumentieren. Thematisch soll sie die Betrachtung der Region aus dem Blickwinkel erst kürzlich hier beheimateter Bürger darstellen, vor dem Hintergrund, das „fremde Augen“ unsere Region anders betrachten als Einheimische.

2. Ziel

In dem Integrationsprojekt „Mit fremden Augen“ soll als Arbeitsergebnis am Ende eine Ausstellung entstehen. Während der Erarbeitung dieser Ausstellung sollen in den einzelnen Arbeitsphasen interessierte Bürger, Vereinsmitglieder und Ratsuchende im Verein einbezogen werden.
Mit der gemeinsamen Realisierung der Ausstellung schaffen wir eine Möglichkeit der Annäherung, Kontaktvertiefung und Entwicklung freundschaftlicher Beziehungen zwischen den unterschiedlichen Nationalitäten. Auf diesem Wege sollen Ausländerfeindlichkeit, Intoleranz und Vorurteile abgebaut, und Toleranz und Akzeptanz aufgebaut werden.
Das Ergebnis der Arbeiten kann der Bevölkerung des Landkreises die besondere Sicht ausländischer Mitbürger auf ihre Region verdeutlichen, und gleichzeitig der stärkeren Identifizierung ausländischer Mitbürger dienen.
So kann diese Projekt beispielhaft für eine aktive Ausländerintegrationsarbeit als Wanderausstellung im Land gezeigt werden und Initialzündung für Nachahmungen sein.

3. Umsetzung

3.1. Workshops
Die Workshops waren in drei Bestandteile gegliedert, welche im folgenden näher erläutert werden. Es fanden insgesamt drei Treffen mit den Teilnehmern statt.

3.1.1. Fotografieren und Auswahl der Bilder

Die elf Teilnehmer (Alter:11-66; Männer und Frauen; aus unterschiedlichen Ländern) bekamen von uns die Aufgabe, ihre neue Heimat zu dokumentieren. Jeder erhielt eine Kamera mit 24 Bildern. Unsere Aufgabenstellung lautete: „Dokumentieren Sie Orte, die Ihren Alltag im Landkreis Anhalt-Zerbst prägen. Die fotografierten Bilder, sollen Ihrer Familie im Heimatland und dem Besucher der Ausstellung einen Eindruck über Ihre jetzige Lebenssituation vermitteln.“
Die Kameras wurden nach zwei Wochen an uns zurückgeschickt und in einem weiteren Workshop wurden gemeinsam 4 Aufnahmen für die Ausstellung ausgewählt.
Dabei kam es zu sehr aufschlussreichen Gesprächen, da wir feststellten, dass fremde Augen wirklich anderes sehen und die Gegend anders wahrnehmen. Auch die Teilnehmer untereinander waren erstaunt über die verschiedenen Bilder, die Aufgrund der unterschiedlichen Kulturen und Herkunftsländer zustande kamen. Diese Dokumentation ließ uns alle den Landkreis bewusster betrachten.


3.1.2. Beschreibung der Bilder und Übersetzung



  Ein weiterer Bestandteil der Workshops war die Beschreibung der Aufnahmen. Folgende Aufgabenstellung wurde von uns gegeben, jedoch nicht von allen aufgegriffen. „Beschreiben Sie Ihre Beziehung zu den fotografierten Orten in einem Brief an Ihre Familie oder an Freunde zu Hause in Ihrem Heimatland.“
Diese Beschreibung war notwendig, da sich allein aus den Fotografien nicht die Gedanken des Fotografen erschließen ließen.
Die Beschreibungen wurden handschriftlich und in der jeweiligen Muttersprache verfasst. Es entstanden Briefe, Bildunterschriften, Gedichte und kurze Gedankenbeschrei-bungen. Diese wurden zusammen mit uns ins Deutsche übersetzt, dabei merkten wir, wie schnell Missverständnisse und Unklarheiten auftreten können, wenn zwar dieselben Gedanken, jedoch unterschiedliche Sprachen eine Rolle spielen.


3.1.3. Interviews und Portraits


  Während eines weiteren Workshops wurden von jedem Teilnehmer Portraits geschossen, die später ein Bestandteil der Ausstellung werden würden.
Außerdem führten wir mit jedem ein Interview durch, indem wir nach der Herkunft, Beruf, Alter, Familie, der Situation im Heimatland, dem Grund der Einwanderung nach Deutschland, der Situation in der neuen Heimat, guten und schlechten Erfahrungen mit der deutschen Bevölkerung, Wünschen, Zielen und Sehnsüchten fragten.
Nicht alle Teilnehmer waren sofort bereit uns unsere Fragen zu beantworten, auch die Aufnahme durch ein Tonbandgerät schaffte Misstrauen. Doch nach weiteren Gesprächen verstanden die Teilnehmer, dass eine Beschreibung jedes Einzelnen die Intension, mit der die Fotos gemacht wurden um ein Vielfaches verdeutlicht und intensiviert.
Das Ergebnis spricht für sich.


3.2. Bildungsreise „Die Welt im Garten“



 

Die Bildungsreise „Die Welt im Garten – Spurensuche nach internationalen Einflüssen im Landkreis Anhalt-Zerbst“ wurde mit der Unterstützung der Agentur Reisewerk durchgeführt.

Reiseroute:

Stadtmuseum Zerbst / Katharina II

Bauhaus Dessau / Kandinski, Klee, Itten, Feininger

Rast im Multikulturellen Zentrum Dessau

Wörlitz / Dessau-Wörlitzer Gartenreich

Oranienbaum / Henriette von Oranien, Chinesischer Garten

Oranienbaum / Ausklang in der Tabakfabrik

Im Voraus wurde ein Bustransfer organisiert. Insgesamt 20 MigrantInnen und Deutsche nahmen an der Reise teil. Wunsch der Teilnehmer war es, keinen Übersetzer zu engagieren, sondern die Führungen als mobilen Deutschunterricht zu nutzen. An den verschiedenen Stationen warteten unterschiedliche, auf das Gebiet spezialisierte Gästeführer. Dies sorgte für gute Abwechslung. Trotz der Bemühungen der Gästeführer langsam und deutlich zu sprechen, gab es Verständigungsprobleme.

In einem Nachbearbeitungstreffen im Februar soll dieses Problem nochmals thematisiert werden, um derartige Missverständnisse für folgende Projekte aus dem Weg zu räumen. Möglicherweise ist eine Schulung der Gästeführer mit dem Thema „Interkulturelle Führungen“ nötig.

Die Reise war für die Gruppendynamik ein wichtiges Element.

 

3.3. Ausstellung

3.3.1. Ausstellungseröffnung – Organisation und Umsetzung


Die Fotoausstellung wurde in der Alten Tabakfabrik in Oranienbaum eröffnet. Sie gliedert sich in zwei Teile. Das Zentrum bildet die Landkarte des Landkreises Anhalt-Zerbst auf der die Stationen der Bildungsreise, sowie ein Überblick über die aktuelle Ausländersituation zu sehen sind. Die Karte wird durch Fotografien erweitert, die während der Reise entstanden. Die Fotos wurden sowohl von Medienpädagogen als auch von den Teilnehmern aufgenommen. Weiterhin sind die während des Workshops entstandenen Fotodokumentationen der einzelnen Teilnehmer zu betrachten. Jeder Teilnehmer konnte max. vier Fotos auswählen. Erweitert werden diese durch das Portrait, einen Ausschnitt des Interviews und die Bildbeschreibungen (Original und Übersetzung) des Teilnehmers.


Um den Besuch der Ausstellungseröffnung für MigrantInnen zu ermöglichen, wurde ein Busshuttle (Zerbst-Roßlau-Dessau-Oranienbaum und zurück) im Voraus organisiert. Dieser wurde durch Mundpropaganda publik gemacht. Zum großen Erstaunen besuchten die Ausstellungseröffnung ca. 80 Besucher. Ein großer Teil waren MigrantInnen aus den unterschiedlichsten Ländern, welche aus Zerbst und vor allem auch aus Dessau nach Oranienbaum kamen.
Es wurde ein wahres Fest der Begegnungen, zahlreiche Gespräche fanden statt, Ideen wurden gesponnen, Mut gefasst, international gekocht und gespeist, Kontakte geknüpft, aufgeklärt und angeregt, neugierig beobachtet, gelauscht, gefeiert und natürlich fotografiert.
Viele der MigrantInnen waren sehr offen, neugierig und gesprächsbereit. Sie teilten immer wieder ihren Wunsch mit, an weiteren Projekten dieser Art teilnehmen zu wollen. Noch vor den Weihnachtsfeiertagen fand ein erstes Treffen mit Migranten aus Dessau im Multikulturellen Zentrum statt, um sie wissen zu lassen, dass auch wir mit ihnen arbeiten wollen.

Ein weiterer Höhepunkt der Ausstellungseröffnung war das Konzert mit Keith Tynes und Christoph Reuter, zwei Musikern aus Berlin. Organisiert wurde das es durch die Cookhouse Culture Agentur aus Dessau. Die Musik, bestimmt durch Soul und Gospelsongs, verbreitete in der Tabakfabrik an diesem 2. Advent 2003 eine wunderbar besinnliche Stimmung.

3.3.2. Auszüge aus dem Gästebuch
„(...) Also sag ich nur DANKE dafür, dass hier heute glaub’ ich viele ein bisschen glücklich gemacht wurden und ein bisschen ein zu Hause gefunden haben. Gut gemacht!!! Danke!“
Ute Elisabeth Hoffmann

„Neugier ist ein Antrieb!“
Henry

„(...) gut wenn Gelegenheiten geschaffen werden, Vertrauen, Vertrautheit wachsen zu lassen, Begegnungen zu ermöglichen.“
Johanna Bartl

„Ich werde die Besonderheit dieser Veranstaltung freudig bewahren (...).“
M. Cassier

„(...) Im Interesse aller Beteiligten bleibt das erlebte hoffentlich nicht einmalig. Im übrigen haben Bilder und Texte dazu uns sehr nachdenklich gemacht. (...).“
Familie Matthesius

„Schön, weil wirklich interessante, echte sonst verborgen bleibende Inhalte transportiert werden.“
Kerstin Fritzsche

„(...) Den Fremden ist mit diesem Projekt eine Stimme gegeben und die sonst sehr eingeschränkte Möglichkeit, ihre Sicht auf das ihnen Fremde auszudrücken. Ich wünsche mir, dass wir die Wärme, die Herzlichkeit, das Andere und das Wissen in unser Leben einbeziehen. Als etwas, was wir selbst nicht haben. Wir müssen nur die Türen öffnen. Es gibt keinen Grund, das nicht zu tun. (...).“
Kristin Beckmann

 

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