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Gedenkveranstaltung zu Ehren der am 2. August 1944 ermordeten Sinti und Roma in Auschwitz-Birkenau

Alternatives Jugendzentrum Dessau nahm mit einer Delegation teil


Jugendliche verlasen die Namen ermorderter Sinti und Roma

Betritt man heute das Gelände des ehemaligen Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau steht man auf einem stillen Gelände. Vor einem liegt die Rampe - heute menschenleer und geräuschlos. Vor sechzig Jahren kamen hier täglich Transporte mit jüdischen Menschen an, von denen die meisten schnellstmöglich im hinteren Teil des Lagers in den Gaskammern ermordet wurden.

Am 1. und 2. August 2004 wurde die völlige Ruhe, die normalerweise über dem Gedenkort liegt, durchbrochen. Kurz nach Betreten des Lagertors vernahmen die Besucher eine Stimme - mit jedem Schritt deutlicher. Namen erklangen über die Rampe von Auschwitz-Birkenau.

Jugendliche aus Deutschland und Polen verlasen die Namen der 21.000 Sinti und Roma, die im Lagerabschnitt B II e, dem so genannten "Zigeunerlager" in Auschwitz-Birkenau inhaftiert waren.


In einer Erklärung des Dokumentations- und Kulturzentrums Deutscher Sinti und Roma heißt es dazu: "Mit der am 1. und 2. August 2004 stattfindenden Verlesung der überlieferten 21.000 Namen von Sinti und Roma, die fast alle in Auschwitz ermordet wurden, wollen wir versuchen, diesen Menschen einen Teil ihrer geraubten Würde zurückzugeben."
Konkreter Anlass der beeindruckenden Namensverlesung ist der 60. Jahrestag der Vergasungsaktion vom 2. zum 3. August 1944. In dieser Nacht wurden 2.894 Sinti und Roma - zumeist alte und kranke Menschen sowie Kinder - in den Gaskammern ermordet.

Seit Februar 1943 wurden Sinti und Roma aus vielen Ländern Europas nach Auschwitz deportiert. Bis August 1944 gelangten 23.000 Sinti und Roma in den Lagerabschnitt B II e. Nur etwa 10 % von ihnen erlebten die Befreiung im Mai 1945. Viele Frauen, Männer und Kinder fielen innerhalb kurzer Zeit den unmenschlichen Arbeits- und Lebensbedingungen und Misshandlungen in Auschwitz zum Opfer. Im Mai 1944, es lebten nur noch etwa 6.000 Sinti und Roma in Auschwitz, führte die SS eine Selektion durch. Etwa 3.000 noch als "arbeitsfähig" Eingestufte wurden in Folge in Konzentrationslager im Dritten Reich deportiert, wo zunächst noch ihre Arbeitskraft ausgebeutet werden sollte. Am 16. Mai 1944 wollte die SS die im Lager verbliebenen 3.000 Sinti und Roma in die Gaskammern treiben. Erbittert leisteten die Sinti und Roma Widerstand. Das Mordvorhaben der SS scheiterte an diesem Aufstand.

In der Nacht vom 2. zum 3. August 1944 gab es dann kein Entrinnen mehr. Alle 2.894 noch in Auschwitz-Birkenau lebenden Sinti und Roma wurden in den Gaskammern ermordet. Der jüdische Häftlingsarzt Rudolf Vitek, der sich am 2./3. im Lagerabschnitt B II e befand, berichtete nach dem Krieg:
"Am Morgen, nach der in stumpfer Untätigkeit verbrachten Nacht, erwartete uns das Schweigen des Todes. Das Lager war wüst, ohne Lebenszeichen. In der Luft lag Gestank, der Himmel war von schwarzen Rauchwolken bedeckt, das Lager war ausgestorben."

Nach einer nächtlichen Pause erklangen am 2. August 2004 immer noch Stunde um Stunde, Name für Name über die Rampe von Auschwitz-Birkenau. Auf dem Gelände des Lagerabschnitts B II e stehen heute keine Baracken mehr. Lediglich die Fundamente sind noch erhalten. Ein Denkmal erinnert an die ermordeten Sinti und Roma. Am Vormittag dieses 2. August 2004 fanden sich immer mehr Menschen im Abschnitt B II e ein, darunter ganze Familien. Manchmal sah man bei den älteren Menschen an diesem Sommertag eine Tätowierung auf dem Arm - ihre Häftlingsnummer in Auschwitz.


Der Auschwitzüberlebende Hugo Höllenreiner erinnerte an den Holocaust an Sinti und Roma

Überlebende Sinti und Roma aus mehreren Ländern Europas kamen nach 60 Jahren zurück an den Ort ihres Leidens, den Ort des Verlustes ihrer Familienangehörigen - eine schwere Reise in die Vergangenheit. Eine Vergangenheit, die sie niemals loslässt.
Das Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma organisierte auch für Überlebende und deren Angehörige aus Deutschland die Reise nach Polen. Der Auschwitz-Überlebende Hugo Höllenreiner schilderte bei der Gedenkveranstaltung seinen Leidensweg.

An das Gedenken auf dem Gelände des ehemaligen "Zigeunerlagers" schloss sich der Gedenkmarsch zu den Krematorien an, in denen die  2.894 Sinti und Roma am 2./3. August 1944 ermordet wurden. Romani Rose, Vorsitzender des Zentralrates Deutscher Sinti und Roma, übergab dem Direktor des Museums Auschwitz-Birkenau eine Tafel mit der Bitte, an einer der Gaskammern von Auschwitz-Birkenau an die Ermordung von Sinti und Roma zu erinnern. Mit dem Anzünden von Gedenkkerzen endete die Gedenkveranstaltung.

Als wir, die Teilnehmer des Alternativen Jugendzentrums Dessau, zur Rampe zurückkamen, nahmen wir die Stille wahr. Inzwischen waren die 21.000 Namen verlesen worden. 

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